Der Alleinerziehende Rowan tut alles, seinem zweijährigen Sohn Jake eine glückliche Kindheit zu bieten. Das ist sowieso nicht einfach, und noch komplizierter, wenn man seinerseits im gleichen Ort als Sonderling aufgewachsen ist und die Klatschtanten von einst sich auch heute noch ihre Mäuler zerreissen. An Wiltshire bindet ihn aber seine mässig laufende Buchhandlung, die er von seiner Grossmutter geerbt hat, bei der er nach dem Tod der Mutter und dem Verschwinden des Vaters lieblose Jugendjahre verbracht hat. Jake ist das ungeplante Resultat einer Bekanntschaft und die seine Mutter ist unmittelbar nach der Geburt weitergezogen.
Die achtundzwanzigjährige Gartenbauingenieurin Calla kehrt nach zehn Jahren für einen Sommer nach Wiltshire zurück. Als sich ihre Eltern getrennt haben, ist sie mit der Mutter weggezogen. Wenig später ist diese schwer erkrankt und Calla hat neben ihrem Studium und Praktikas auch deren Pflege und Betreuung übernommen. Nachdem die Mutter kürzlich verstorben ist, will Calla nun endlich ihre Träume verwirklichen, die sie durch die schwierigen Jahre begleitet haben. Endlich will Sie Gärten in aller Welt anlegen und blühen sehen. In der Pension ihres Vaters will sie die lange vernachlässigte Beziehung zu diesem verbessern und auf Rückmeldungen zu ihren Bewerbungen warten.
Calla hat seinerzeit nicht nur ihren Vater zurückgelassen, sie hat mit ihrem Weggehen auch Rowan viel Kummer bereitet. Die beiden waren ein unzertrennliches Paar und dass beide aus problembehafteten Beziehungen stammten und als Aussenseiter galten, hat ihre Bindung noch mehr verstärkt. Mit auffallend gefärbten Haaren und Tattoos kehrt die junge Frau in ihren Heimatort zurück und verursacht unmittelbar nach ihrer Rückkehr wegen Bremsversagen an ihrem Auto einen grossen Schaden an Rowans Fahrzeug.
Dem Wiedersehen des früheren Paares wird also nicht nur durch den Kontaktabbruch seitens Calla belastet, sondern zusätzlich durch teure Reparaturarbeiten, für welche keine Gelder vorhanden sind. Sowohl Rowan, Calla als auch ihr Vater verfügen über keine finanziellen Rücklagen. Nichtsdestotrotz heisst ihr Vater seine lang vermisste Tochter mit dem von ihm in den letzten drei Jahren gestalteten «Callas Garten» willkommen, in den ein mit pinken Rosen bepflanzter Metallbogen führt.
Die junge Gartenbauingenieurin findet rasch heraus, dass sich im Ort ihrer Kindheit einiges verändert hat, aber der Flurfunk zwischen den Einwohnern immer noch bestens funktioniert. Während Calla zunächst nicht so richtig weiss, was sie von Rowans Vaterschaft halten soll, ist sie rasch überaus beeindruckt, wie der junge Mann seine Alltagspflichten mit Buchladen und Kleinkind meistert und die Bedürfnisse seines Söhnchens über alles andere stellt. Und der kleine Jake erobert im Sturm Callas Herz, während sich auch nicht verbergen lässt, dass die Anziehungskraft zwischen ihr und Rowan ungebrochen ist.
Schliesslich schlägt Calla Rowan vor, seinen vernachlässigten Garten zu gestalten, um ihre Schuld zumindest teilweise zu begleichen. Mit dem Pflanzen von niedrig wachsenden Gräsern und Stauden lässt sie die Grenzen zwischen Rowans Grundstück und die Umgebung optisch verschmelzen. Doch das Potential des neu angelegten Kräutergartens wird sich erst entfalten, wenn Calla in Dubai für einen anderen Garten zuständig sein wird.
Im Verlauf der Handlung, die in erfrischendem Schreibstil abwechselnd aus Callas und Rowans Sicht erzählt wird, werden öfters Entscheidungen getroffen, wieder umgestossen und erneut die Meinungen geändert. Neben diesem ausgedehnten Hin und Her neigt die Autorin gelegentlich zu (aus meiner Sicht unnötiger) Dramatisierung. So brechen Herzen etwa, wenn eine Blume zerhackt oder ein ungepflegter Garten betrachtet wird.
Cassia Bieber:
Wild Rose Cottage
SAGA Egmont / Dotbooks, 2025
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.
