Die zweite Schrebergartensaison von Valentina neigt sich dem Ende zu. Es ist Herbst und vereinzelt sind Parzellennachbarn bereits mit dem Einwintern ihrer Beete beschäftigt. Diesen Aufwand erspart sich die Frau, die ihre Brötchen als freiberufliche Kinderbuchillustratorin verdient. Gartenarbeiten wie den Rückschnitt von Stauden und Gräsern führt sie erst gegen Ende des Winters durch.
Seit der Auflösung des Kriminalfalls im vorherigen Jahr hat in der Schrebergartenanlage eine Verjüngung der Pächterinnen und Pächter stattgefunden. Die Ü-Siebzigerin Elfriede Frühauf, genannt Friedl, ist wenig begeistert von der Lautstärke, die zusammen mit ihren neuen Gartennachbarn Lars, Lara und dem zweijährigen Lutz Einzug gehalten hat. Elfriede hat die Autorin einen meiner Lieblingssätze im Buch in den Mund gelegt (Zitat aus dem Buch) «… gibt es sonst niemanden, dem Sie die letzten kostbaren Lebensjahre verderben können?» (eine genervte Elfriede Früh zur Gartenchefin).
Das Thema Kinderlärm tritt rasch in den Hintergrund, als der schöne und ehrgeizige Sebastian Wagner tot in der Kleingartenanlage aufgefunden wird. Als Todesursache des Allergikers wird ein Bienenstich angenommen und die Polizei sieht keine Veranlassung, irgendwelche Nachforschungen anzustellen. Friedl jedoch ist von Beginn weg überzeugt, dass an der Geschichte etwas faul ist. Sie hat zusammen mit Valentina und deren Freundin bereits einen Mord im Schrebergartenmilieu aufgeklärt. Doch dieses Mal handelt es sich ja um einen tragischen Unfall und es erübrigt sich, die Nasen überall reinzustecken. Oder doch nicht?
Der Tote war als Heilpraktiker und Meisterheiler zielstrebig dabei, sich mittels YouTube-Beiträgen und der Unterstützung der Junggärtnerin und Garten-Neuzuzügerin Willow eine stetig wachsende Fan-Gemeinde aufzubauen. Die beiden haben deshalb viel Zeit zusammen verbracht. Die Gefühle und Bedürfnisse seiner Verlobten Marie, die erst kürzlich den Garten ihres Vaters übernommen hat, waren dem Frauenschwarm Sebastian weniger oder gar nicht wichtig. Willow ihrerseits ist die Tochter des Mordopfers im ersten Buch und lebt noch nicht lange in Deutschland. Mit ihr ist ein esoterischer Wind in die Schrebergartenanlage eingezogen.
«Wer die Kohlmeise stört» ist ein humoriger Gartenkrimi, der diese Bezeichnung auch verdient und dessen Ende sich nicht sofort erahnen lässt. Unschwer stellt die Sofagärtnerin fest, dass die Autorin aus ihrer hortikulturellen Praxis schöpft und schreibt. Der Einblick ins Schrebergartenleben umfasst neben Meditationen und nützlichen Gartentipps das eine oder anderer Kaffeekränzchen, an dem über Verdächtige, Indizien und Beweise diskutiert und kombiniert wird.
Martina Pahr:
Wer die Kohlmeise stört
Emons Verlag, 2025
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.