In botanischen Gärten lässt sich die weltliche Pflanzenvielfalt ohne allzu grosse Anreisestrapazen erkunden. Sofern man bereit ist, auf die sinnliche Erfahrung von Düften und Berührungen des Grünzeugs zu verzichten, ist eine Kopfreise mit dem Buch «Botanische Gärten der Welt» noch einfacher zu bewerkstelligen – die Publikation aufschlagen und schon geht’s lesend und blätternd los durch Geschichte, Kultur und Bedeutung von vierzig botanischen Gärten auf verschiedenen Kontinenten.
Beim Durchblättern des Buches fallen einem als erstes die zahlreichen farbenprächtigen Fotografien auf. Gemäss Inhaltsverzeichnis folgt die Logik der Reihenfolge der Eröffnung der präsentierten botanischen Gärten, was ich etwas seltsam finde, da mich eine geografische Ordnung für die Nutzerin sinnvoller dünken würde. Aber vielleicht habe ich die Texte zu wenig genau gelesen, um die gewähltee Methode zu verstehen.
Die beschränkte Anzahl Seiten, die im Buch pro Institution zur Verfügung stehen, lässt nur einen groben Überblick auf die Hauptmerkmale zu. Die Portraits beginnen jeweils mit ein paar Zeilen zur Lage und gehen dann über zu geschichtlichen Aspekten. Daneben gibt die Autorin kurze Hinweise zu Fokusthemen des jeweiligen Gartens und spezifischen Pflanzensammlungen und Forschungsgebieten. Weitere Stichworte sind etwa Bibliotheken, Herbarien, Bildungsprogramme, Kunst und Saatguttausch. Im Anhang der Publikation werden weitere botanische Gärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Kurzportraits gelistet und es wird auf weitere Publikationen zum Thema hingewiesen. Ein Index und Referenzen bilden den Abschluss.
Der allererste botanische Garten entstand 1545 in Padua (Italien). Seit bald fünfhundert Jahren existieren diese mehrheitlich wissenschaftlichen Forschungsstätten, die für Besucher einen unschätzbaren Wert als Erholungsraum bieten. Inzwischen gibt es über die Weltkugel verteilt gegen eintausendachthundert botanische Gärten, gut ein Viertel davon befindet sich in Europa. In der Schweiz selber gibt es rund zwei Dutzend solcher Institute. Zuletzt habe ich im letzten Sommer das Alpinum Schatzalp (botanischer Garten) oberhalb Davos besucht, das in der Publikation unter den Geheimtipps figuriert. Etwas weniger weit entfernt vom heimischen Sofagarten liegt der Botanische Garten von Grüningen, dessen Besuch sich jeweils gut mit einer Wanderung am Lützelsee und einem Abstecher in den Schaugarten der Pflanzenschau Hombrechtikon verbinden lässt.
Auch mich zog es in botanischen Gärten bis vor einigen Jahren jeweils primär in die Gewächshäuser, unabhängig davon ob sie gradlinig modern oder klassisch viktorianisch konstruiert waren – solche Glaspaläste werden im Buch textlich und bildlich dokumentiert. Heute richte ich das Augenmerk mehr auf besondere Bäume oder spannende Staudenbepflanzungen. Wenn in einer fremden Stadt die Zeit für einen Besuch im botanischen Garten eher zu knapp bemessen ist, verzichte ich heutzutage bewusst darauf, statt durch eine Anlage zu hetzen. So spannend der Besuch von botanischen Gärten immer wieder ist, bin ich inzwischen der Ansicht, dass etliche der Exponate auch im lokalen botanischen Garten betrachtet werden können, während speziellere Ausflüge, Aktivitäten oder Austellungen an einem Ferienort tendenziell einmaliger sind. Nichtsdestotrotz bin ich am Überlegen, ob ich im kommenden Sommer dem Besuch des Royal Botanic Gardens in Edinburgh Priorität einräumen oder vielleicht doch einen Abstecher in den Dr. Neil’s Garden bevorzugen oder was gänzlich Nicht-hortikulturelles unternehmen soll…
Dieses Buch habe ich im letzten Sommer spontan in der Buchhandlung Cevantes in Feldkirch gekauft. Nämlich um an einer Weltreise mit Besuchen in diversen Botanischen Gärten in Fernost, die ich via Soziale Medien verfolgte, zusätzlich in Buchform zu partizipieren. Eigentlich witzig, dass meine deutsche Ausgabe der Publikation von einem Verlag in Zürich herausgegeben worden ist und im Reisegepäck von Österreich heim in die Schweiz kam.
Deborah Trentham:
Botanische Gärten der Welt – Geschichte, Kultur, Bedeutung
Midas Collection/Midas Verlag, 2024
chtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.