Hannah Hope: Die Nordseeschwestern

Mit Ende Dreissig hatte die erfolgreiche Juristin und Partnerin einer Rechtsanwaltskanzlei Sarah nach einer schweren Erkrankung genug von der Juristerei und diese durch den direkten Kontakt mit der Erde ersetzt. Die fehlende Praxis als Gärtnerin hat sie sich neben dem berufsbegleitenden Studium in einer Halbtags-Tätigkeit in der grünen Branche angeeignet. Ein wunderbarer Artikel in der Hamburger Morgenpost über den erfolgreichen Abschluss ihrer ersten professionellen Gartenumgestaltung als Landschaftsarchitektin sorgt sogleich für Folgeaufträge.

Die kinderlose und alleinstehende Sarah ist mit Anfang Vierzieg nun auf dem richtigen Weg und dieser führt sie auf die Nordseeinsel Norderney. Ein verwilderter Garten soll restauriert werden. Die frischgebackene Fachfrau stellt bereits bei der ersten Begehung unschwer fest, dass die Bepflanzung einst mit viel Liebe und Wissen angelegt worden ist. Ein erster Höhepunkt ist die Entdeckung der klebrigen Schönheit Sonnentau im Garten! Sarah ist sehr neugierig auf die Geschichte des Kräutergartens, doch ihr Auftraggeber Lasse Sanders reagiert ausgesprochen zugeknöpft auf ihre Fragen und gibt keine Informationen preis. Sarah darf aber während ihrer für die Gartenrestaurierung notwendigen Aufenthalte auf der Nordseeinsel in dem Haus übernachten, um das der zu erneuernde Garten angelegt ist.

Auf der Suche nach Tee findet Sarah in einer Dose nicht die erwarteten Kräuter, sondern ein dickes Buch mit einem Ledereinband, in dem handschriftliche Kräuterrezepte einer Frieda Sanders festgehalten sind. Immer wieder liest sie in den Aufzeichnungen der Mutter ihres Auftraggebers und probiert auch einzelne Mischungen aus. Während die Landschaftsarchitektin in den folgenden Wochen zusammen mit von Lasse Sanders angeheuerter Unterstützung den Garten auf Vordermann bringt, verbleibt ihr auch ausreichend Zeit für Gedanken und Überlegungen zu früheren Bewohnern und Gärtnern. Schliesslich erfährt Sarah zufällig, dass Frieda Sanders im gleichen Ort in einem Seniorenheim lebt. Ohne Lasse Sanders zu informieren, besucht sie seine Mutter immer wieder im Heim. Der auf Rundum-Pflege angewiesenen Frau scheinen die Besuche gut zu tun.

Nicht nur Lasse trägt seinen Rucksack aus der schwierigen Kindheit mit sich herum. Auch Sarahs Beziehung zu ihrer Mutter ist problematisch. Trotzdem kreisen ihre Gedanken immer wieder um die geheimnisumwitterte Vergangenheit der Familie Sanders und sie kann nicht leugnen, dass ihr Interesse an Lasse längst mehr als den sie beide verbindenden Gartenrestaurierungsauftrag betrifft.

Bis die vielen verschiedenen Kräuter und Heilpflanzen wieder ohne von Unkraut bedrängt zu werden in ordentlichen Beeten ihrer Bestimmung entgegenwachsen und Lavendel den frisch gekiesten Weg säumt, ist manche Sturmwarnung vom aus dem Garten sichtbaren Leuchtturm verbreitet worden und jede Menge Wellen sind ans Ufer geschlagen. Und während im Laufe des Romans die Schneeglöckchen- und Krokusblüte von Narzissenflor abgelöst wird, fehlen Sarah immer weniger Puzzleteile die Vergangenheit des Hauses und Gartens und dessen Bewohner betreffend. Etliche Geheimnisse vermag Sarah neben der Gartengestaltung zu enträtseln, doch eine wichtige Frage bleibt ungeklärt. Damit weckt die Autorin Hannah Hope geschickt die Erwartung auf eine Fortsetzung des Romans.

 

Hannah Hope:
Die Nordseeschwestern
Eigenverlag, 2025

Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.

 

 

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