Die Journalistin Alicia König arbeitet als freie Journalistin. Die alleinstehende Anfangsdreissigerin ist viel unterwegs auf der Suche nach spannenden Geschichten und reist gerade quer durch Europa. Eine Reportage führt sie nach Stationen in Skandinavien, Niederland, Grossbritannien und Portugal nun noch in die Bretagne, um einen letzten Interviewtermin wahrzunehmen, bevor sie dann ein paar Tage Urlaub eingeplant hat. Kurz vor dem Ziel wird sie durch eine Autopanne ausgebremst. Zwar kommt ihr schnell ein freundliches einheimisches Paar zu Hilfe, doch die Beschaffung der notwendigen Ersatzteile für die Reparatur des Leihwagens dauert ein paar Tage.
Alicia nutzt die Zwangspause, um sich ausgiebig in Rochfort-en-Terre umzusehen, wo sie sich ein Zimmer genommen hat. Das charmante Dorf ist sehr klein und so fällt ihr schnell eine bezaubernde Gärtnerei «Amitié» mit Blumenladen auf. Blumentischen und Bänke überquellen mit prächtigen Pflanzen und von der Decke und an den Wänden dieser Wohlfühloase ranken unterschiedliche Kletterpflanzen. Bemerkenswert ist aber auch das auf sozialen Motiven basierende Geschäftskonzept mit dem Ziel, dass Blumen und Pflanzen auf besondere Weise Trost und Hoffnung geben. Eine der Ideen lädt nämlich Kunden ein, Samen, Knollen oder Blumenzwiebeln zu kaufen und diese direkt im Garten neben dem Blumengeschäft einzugraben oder in einen Blumentopf zu setzen, der in der Gärtnerei bleibt. Die gesäten Hoffnungsträger werden vom Inhaber gepflegt und wer immer das Bedürfnis nach pflanzlichem Zuspruch hat, kann sich an der dort gewachsenen grünen Ermunterung bedienen und sie mitnehmen.
Der Gedanke von floralem Geben und Nehmen fasziniert die junge Hamburgerin und sie fühlt sich gleichzeitig vom zugeknöpften Gärtnereiinhaber Théo Millet angezogen, den ein Geheimnis umgibt und um dessen Lebenslauf sich im Ort verschiedene Gerüchte ranken. Die Neugierde der Journalistin ist geweckt. Vielleicht findet Alicias Reportage ja einen ganz anderen Abschluss als geplant? Sie bekommt die Gelegenheit, in der Gärtnerei mitzuarbeiten und damit Einblick in die prekäre finanzielle Situation des Betriebs. Die Journalistin findet Gefallen an den Tätigkeiten im Blumenladen und entdeckt ihre Begabung fürs Binden von Sträussen. Und obwohl sie mittlerweile genau weiss, dass Théo nicht damit einverstanden ist und sie ihm das Gegenteil versprochen hat, will sie mit einem Artikel über ihn und sein Geschäft aufrütteln.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich diesen Roman gelesen habe, dessen Verlauf sich weitgehend vorausahnen lässt. Meine Notizen zur Lektüre waren ausführlich genug, dass ich etwas verzögert diese Buchvorstellung noch verfassen konnte. Und da ich zwischenzeitlich tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben in der Bretagne war, musste ich natürlich herausfinden, wo genau dieses Rochefort-en-Terre denn liegt. Wir haben ein paar Nächte in einem Hotel in der Altstadt von St. Malo verbracht und waren tagsüber in der näheren oder weiten Umgebung dieser Hafenstadt, in der sich das Phänomen der Gezeiten eindrücklich beobachten lässt, unterwegs. In Rochefort-en-Terre sind wir aber nicht vorbeigekommen. Ich habe mich sehr wohlgefühlt in Frankreichs Nordwesten und mir sind in dieser Gegend wiederholt grosse Mengen an Hortensien aufgefallen. Vielleicht muss ich wirklich nochmals in die Bretagne und mein Augenmerk dann auf Hibiskusse richten.
Jana Schikorra:
Hibiskusträume in der Bretagne
Bastei Lübbe/beHEARTBEAT, 2023
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten.