Im ländlichen Rosefield in der britischen Grafschaft Kent ist gewöhnlich nicht viel los. Es ist eine ruhige Gegend, in der jeder jeden kennt und sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Der lokale Klatsch und Tratsch fokussiert sich primär auf die Unzuverlässigkeit des Postboten und darauf, dass beim Pfarrerehepaar die Frau die Hosen anhat. Zu den wenigen Dorfbewohnern zählen auch die beiden Ü-Siebzigerinnen Margaret und Elisabeth, die gemeinsam ein Cottage mit hübschem Garten bewohnen.
Die beiden Freundinnen sind ziemlich verschieden. Die hagere und direkte Margaret mag intellektuelle Herausforderungen und hat mit ihren analytischen Fähigkeiten schon einmal die Polizei bei der Lösung eines Verbrechens unterstützt. Das sich täglich ähnlich wiederholende Pensioniertenleben aus aufstehen, essen, Tee trinken, handarbeiten, scrabbeln und wieder schlafen ermüdet sie, während ihre Mitbewohnerin Elisabeth mit diesem Alltag ganz zufrieden ist.
Als der als verschollen geltende Erbe des örtlichen Herrenhauses «Old Mansion Hall» nach einem Vierteljahrhundert Abwesenheit plötzlich auftaucht, sorgt das nicht nur bei Margaret und Elisabeth für grosses Interesse. Die beiden neugierigen Frauen wollen Richard, den sie schon als Kind gekannt haben, unbedingt persönlich willkommen heissen. Doch noch bevor die beiden Ladies ihren geplanten Antrittsbesuch absolvieren können, kommt es im beschaulichen Dorf zu einem Mordfall.
Schneller als der etwas denkfaule ermittelnde Polizeibeamte glaubt Margaret, eine wichtige Spur gefunden zu haben. Die genaue Leserin kann gut mitraten, doch natürlich hat die Autorin verschiedene Fährten gelegt, die auch in Sackgassen führen können. Welche Rolle spielt die Frau mit Koffer, die plötzlich in Rosefield aufgetaucht ist und wo steckt Grace, die Pflegetochter der Pfarrerfamilie? Verschiedene Dorfbewohner haben so ihre Geheimnisse und die scheinbare Idylle ist nicht ohne Schrecken. Es bleibt auch nicht bei einem Mord.
Punkto Spannung passiert über eine geraume Lesezeit zu nächst nicht sehr viel. Englandliebhaberinnen werden aber gerade beim Lesen dieser Seiten dank der detaillierten Beschreibungen des dortigen Lebens und den vielen, zuweilen etwas snobistischen Dialogen im Kopfkino direkt auf die britische Insel katapultiert. Die titelgebenden blauen Veilchen spielen eine wichtige Rolle bei der Lösung des Falles. Ich vermute deshalb, dass die drei noch nicht gelesenen Folgebände «Das Schwarz der Tulpen» und «Das Weiss der Eisblumen» sowie «Das Rot der Stiefmütterchen» ebenfalls gut in den Sofagarten passen werden.
Das Blau der Veilchen – Ein Krimi aus Kent
DryasVerlag, 2023
Das Schwarz der Tulpen
DryasVerlag, 2024
Das Weiss der Eisblumen
DryasVerlag, 2024
Das Rot der Stiefmütterchen
DryasVerlag, 2025
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.