Anne hat in den letzten Jahren zielstrebig an ihrer Karriere gefeilt. Mit Ferienjobs hat sich die junge Frau ihr Studium finanziert und nach Stationen in Spanien und Massachusetts lebt und arbeitet sie nun in New York, womit ihre grössten Träume in Erfüllung gegangen sind. Doch als sie innert wenigen Tagen ihren anspruchsvollen Job verliert und ihr Freund die Beziehung beendet, steht sie vor einem Scherbenhaufen. Wie soll sie ohne Einkommen ihren Lebensunterhalt und den Mietanteil für das Zimmer in ihrer Fünf-Mädel-WG bestreiten?
Mitten in dieser Lebenskrise mit Überlegungen, wo sie sich um einen neuen Job bewerben soll, erreicht sie das Schreiben eines Anwalts, der ihr mitteilt, dass sie von ihrer verstorbenen Oma im Testament als Erbin eingesetzt worden ist. Weil Annes Eltern früh gestorben sind, lebte sie viele Jahre bei Ihrer Oma an der Ostsee. Doch in den letzten Jahren hat sie der Weg von ihren ausländischen Wohnorten nur selten in die Heimat zurückgeführt, wo ihre Oma allein gelebt und einen Blumenladen geführt hat.
Die Erbschaft kommt zu einem sehr günstigen Zeitpunkt. Zwar sie an die Bedingung geknüpft, dass Anne erst dreissig Tage im Haus wohnen muss, bevor sie dieses gegebenenfalls verkaufen darf. Doch in dieser Klausel sieht Anne kein grosses Hindernis. Sie bucht einen Flug nach Deutschland mit dem Plan, einen Monat in Rerik zu verbringen, die Immobilie zu veräussern und anschliessend mit dem Erlös in Amerika nochmals durchzustarten.
Rerik hat sich während Annes Abwesenheit sehr verändert. Omas Haus an der Adresse «Im grünen Winkel» fällt sofort auf, weil es im Vergleich mit den anderen Liegenschaften heruntergekommen wirkt. So hoch wie das Sanierungspotential, das die alte Immobilie aufweist, ist entsprechrechend auch der finanzielle Bedarf, um diese Modernisierung zu stemmen. Doch die fehlende Liquidität ist ja eben der Grund, weshalb Anne ihre Erbschaft sofort flüssig machen will.
So einfach wie gedacht, ist das Einhalten der testamentarischen Bedingung dann doch nicht. Es gibt nämlich noch einen zweiten Begünstigten und die beiden Erben müssen sich wohl oder übel mit einander auseinandersetzen. Die erste Begegnung zwischen Anne und dem zweiten Erben Samuel endet für die Wahlamerikanerin mit einer Beule an der Stirn und einer Gehirnerschütterung. Und während Anne das Haus unbedingt verkaufen will, ist Sam dagegen. Wieso nur hat ihre Oma diesem (zugegebenermassen gutaussehenden) Surflehrer die Hälfte des Hauses vererbt?
Anne gebärdet sich recht zickig und lässt nichts unversucht, um Samuel dazu zu bringen, dem Verkauf von Haus und Blumenladen zuzustimmen. Gleichzeitig kommen immer mehr schöne Erinnerungen an ihre Kindheit hoch und plötzlich trudeln Blumengrüsse der verstorbenen Oma ein, welche ihr post mortem Anregungen hinsichtlich des Erbes gibt und der Enkelin gleichzeitig versichert, dass diese völlig frei ist, in ihrer Entscheidung.
Der Buchtitel «Blumen mit Meer und Liebe» hat mich zunächst zögern lassen, den Roman auf den E-Reader herunterzuladen. Auf den ersten Seiten hat mich die eine oder andere Formulierung im Text als-nicht-mehr-zwanzig-oder-dreissig-Jährige etwas irritiert. Auch wenn ich wohl nicht zum Zielpublikum zähle und heutzutage eher Bücher mit Heldinnen über vierzig Jahre lese und schätze, fand ich den humorvollen Roman sehr lesenswert und werde ihn der Nachwuchs-Sofagärtnerin empfehlen. Einen Platz im Sofagarten hat der Roman jedenfalls verdient, da die Blumensprache eine wichtige Rolle spielt. Anne entdeckt nämlich nicht nur Omas liebevoll gestaltetes Lexikon der Blumen wieder sowie eine imposante Vasensammlung, auf die ich auch liebend gerne einen Blick werfen würde. Dies ist leider nicht möglich, aber Omas Blumenverzeichnis findet sich im Anhang des Romans.
Blumen mit Meer und Liebe (Band 7 der Ostsee-Küstenromane)
Eigenverlag, 2024
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.