Auf das Instagram-Account «@gartenlovers» von André Winkler bin ich schon öfters gestossen. Da ich aber weder bei Videos, Reels oder Podcasts länger verweile und alles, was im Internet nicht sofort gelesen werden kann, ziemlich konsequent wegklicke, verfolge ich seine Veröffentlichungen nur sehr unregelmässig. Nichtsdestotrotz bin ich auf den zweiten Krimi «Perfekte Freunde – Jeder hat Geheimnisse» des Bloggers aufmerksam geworden und habe diesen wegen seinem Schrebergartenhintergrund auf meinen E-Reader heruntergeladen.
Kriminalkommissar Karl Daske lebt seit einiger Zeit getrennt von seiner langjährigen Ehefrau. Der Mitfünfziger ist gerade frisch verliebt und ganz zufrieden mit seinem Leben. Als frischgebackener Pächter einer Parzelle in einem Kleingartenverein, verbringt er seinen aktuellen Urlaub mehrheitlich in den verunkrauteten Beeten, um diese auf Vordermann zu bringen.
Mit seinem direkten Schrebergartennachbarn Effe und dessen Border Collie, hat Daske sich schon über den Zaun hinweg angefreundet. Um die übrigen Gärtner kennenzulernen, lädt er den griechischen Restaurantbesitzer und die übrigen Gärtner zu einer Grillparty ein. Doch ein paar Stunden nach dem feuchtfröhlichen Fest, sorgt nicht nur der überschwängliche Ouzo-Konsum für Nachwehen wie Kopfweh und Katerstimmung. Daske findet nämlich Effe tot auf dessen Hochbeet. Und der Tote ist ganz offensichtlich mit einem Messer aus Daskes Gartenhaus erstochen worden.
Daske gerät zunächst selber unter Mordverdacht. Seine Chefin schliesst ihn unverzüglich von den Ermittlungen aus, was ihn aber nicht davon abhält, auf eigene Faust zu recherchieren. Er hat nämlich Erinnerungslücken, was den späteren Abend der Gartenparty betrifft. Unterstützt und mit Ergebnissen der Polizeiarbeit versorgt, wird er von Arbeitskollegen und seiner ebenfalls bei der Kriminalpolizei Recklinghausen tätigen Tochter Isabell, die es alle mit dem Datenschutz nicht so ganz genau nehmen.
Dominiert in einem Garten ein Inselbeet mit Präriepflanzen die Gestaltung, werden auf anderen Schrebergartenparzellen japanische Vorlieben mit Ahorn und Bambus ausgelebt oder die gepachteten Quadratmeter mit klaren Strukturen formal bepflanzt und ausschliesslich rosa blühendes Grünzeug toleriert. So verschieden wie die Gartenstile der Partygäste und Schrebergärtner sind, so haben sie doch alle eines gemeinsam: ein jeder hat etwas zu verbergen. Seien es die Blogger, die fast jeden Spatenstich filmen und ins Internet stellen, der herrische Besitzer und Verpächter der Kleingärten oder jene Gärtnerin, die in einen Immobiliendeal rund um das Schrebergartengrundstück mit dreissig Parzellen verwickelt ist.
Durch den Mord kommt Daske auf den Hund. Und er findet wider Erwarten Gefallen am herrenlosen Border Collie, dessen Betreuung er spontan übernommen hat. Die Leserin ihrerseits hatte zuweilen Mühe mit den Regelüberschreitungen und der Sturheit von Daske, die im Buch immer wieder zu Auseinandersetzungen führen. Ein spannend geschriebener Gartenkrimi mit etlichen Wendungen, in dem neben dem hortikulturellen Element die Wilderei eine Rolle spielt. Die detailreich geschilderten pathologischen Untersuchungen habe ich beim Lesen grosszügig ausgelassen. Dennoch hat sich mein schon früh feststehender Verdacht hinsichtlich der Täterschaft sich am Ende als richtig herausgestellt. Das Buch kann problemlos unabhängig vom ersten Band gelesen werden.
André Winkler:
Perfekte Freunde – Jeder hat Geheimnisse (Karl Daske 2)
Empire-Verlag, 2024
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.