Vor langer Zeit haben sich über die sozialen Medien Garteninspektor und Sofagärtnerin kennengelernt, zwei Bloggerinnen mit dem gleichen Vornamen und ähnlichen Interessen. Das Stichwort «Märchen» kommt im Sofagarten eher selten vor, aber ausser dem Einleitungssatz ist dieser Post nicht im Märchenreich anzusiedeln. Denn im Herbst 2015 haben Daniela aus Graz (Österreich) und Daniela aus Winterthur (Schweiz) festgestellt, dass sie gleichzeitig an der Buchmesse Frankfurt sein würden und spontan ein Treffen zwischen Tausenden von Büchern vereinbart.
Der persönliche, nicht-virtuelle Kontakt wurde ein Jahr später vertieft, als die Sofagärtnerin anlässlich eines Aufenthalts in Graz in den Genuss einer persönlichen Stadtführung inklusive hortikulturell interessanten Schauplätzen des Garteninspektors kam.
In einem neuen Post geht Daniela aus Graz nun in ihrem Blog «Der Garteninspektor» der Frage nach, wie aus der Winterthurer Daniela die Sofagärtnerin geworden ist.
Auszug/Zitat aus dem Interview:
«Von Büchermenschen
Nach welchen Kriterien wählst du die Bücher aus, die du auf deinem Blog vorstellst?
In den letzten fünfzehn Jahren haben sich einerseits meine Lese-Vorlieben teilweise verändert, anderseits steht neben Job, Familie, Garten und anderen Verpflichtungen und Interessen auch nur beschränkt Zeit fürs Bloggen zur Verfügung. Mein Blog soll werbefrei bleiben und ich will keine Einnahmen daraus generieren. Ich schreibe ausschliesslich über Bücher, die ich von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe und inzwischen nur noch über Bücher, die ich selber gekauft oder die ich mir ausgeliehen habe. Ich fokussiere mich aktuell prioritär auf Gartenromane und Gartenkrimis und Unterhaltsames zu Garten und Hortikultur, nämlich auf Geschriebenes, das ich auf dem Arbeitsweg im E-Reader lesen kann. Grossformatige Bildbände schaffe ich kaum mehr an. Einerseits aus Platzmangel auf dem Bücherregal und anderseits werden in diesen Publikationen häufig immer wieder die gleichen Gärten vorgestellt. Während ich früher oft Bücher ohne genauere Inhaltsangabe gekauft habe, einzig aufgrund von gewissen zum Sofagärtnern passenden Stichworten, die ich bei der Internetsuche eingegeben habe, bin ich heute wählerischer. Sowohl meine begrenzte Lesezeit, mein Budget für Buchkäufe als auch meinen Blog will ich prioritär mit Lektüre füllen, an der ich Freude habe. In letzter Zeit lese ich vermehrt englische Bücher über botanische Exkursionen in abgelegenen Regionen.»
Schauen Sie beim Garteninspektor vorbei und lesen Sie den gewohnt launisch und informativ formulierten Artikel und das ganze schriftlich geführte Interview.
Vielen lieben Dank Daniela für die Gelegenheit, meinen Blog auf Deiner Webseite vorstellen und den Post hier auch veröffentlichen zu dürfen!
PS: Über die Ider, einen Buchclub für Gärtnerinnen und Gärtner zu gründen, unterhalten wir uns bei Gelegenheit gerne mal persönlich – vielleicht mal an der Buchmesse in Leipzig oder in Frankfurt.
Interview Garteninspektor vom April 2024:
Liebe Daniela, was war zuerst, das Buch oder der Garten?
Das Buch. Es sei denn, die Aussaaten von allerlei Kernen und Samen im Kinder-/Jugendzimmer der 1980er Jahre, für die teils erst im Lebensmittelgeschäft exotische Früchte beschafft wurden, werden berücksichtigt. Oder die ehemalige Fuchsiensammlung (ca. 35 verschiedene Sorten) auf einem Ostbalkon, von der nur noch die Fuchsienbücher-Sammlung übriggeblieben ist.
Wie hat alles begonnen und wie bist du zur Sofagärtnerin geworden?
Vor rund fünfzehn Jahren hatte ich vorübergehend ein tieferes Arbeitspensum und angefangen, Buchvorstellungen für das Vivace, die Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde, zu verfassen. Damit einher wurden mir plötzlich von verschiedenen Verlagen Rezensionsexemplare von Gartenbüchern zugestellt. Diese Bücher passten oft thematisch nicht und es waren auch viel zu viele, um sie im Vivace zu berücksichtigen. Ich habe dann spontan beschlossen, einen Blog zu einzurichten. Ein kurzes Brainstorming hat mich auf den Namen „Die Sofagärtnerin“ als meine freie Übersetzung des englischen Begriffs «Armchair Gardener» gebracht. Googeln ergab keinen Anlass, von der Idee abzurücken – seinerzeit wurde nämlich gerade mal ein einziges Suchergebnis angezeigt (von einem Karnelvalswagen mit Sofagärtnern, wenn ich mich richtig erinnere). Etwas länger als die Namensfindung dauerte das Durchlesen bzw. Abklären von etwelchen (z.B. rechtlichen) Konsequenzen, die sich aus dem Bloggen ergeben könnten.
Von Büchermenschen
Nach welchen Kriterien wählst du die Bücher aus, die du auf deinem Blog vorstellst?
In den letzten fünfzehn Jahren haben sich einerseits meine Lese-Vorlieben teilweise verändert, anderseits steht neben Job, Familie, Garten und anderen Verpflichtungen und Interessen auch nur beschränkt Zeit fürs Bloggen zur Verfügung. Mein Blog soll werbefrei bleiben und ich will keine Einnahmen daraus generieren. Ich schreibe ausschliesslich über Bücher, die ich von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe und inzwischen nur noch über Bücher, die ich selber gekauft oder die ich mir ausgeliehen habe. Ich fokussiere mich aktuell prioritär auf Gartenromane und Gartenkrimis und Unterhaltsames zu Garten und Hortikultur, nämlich auf Geschriebenes, das ich auf dem Arbeitsweg im E-Reader lesen kann. Grossformatige Bildbände schaffe ich kaum mehr an. Einerseits aus Platzmangel auf dem Bücherregal und anderseits werden in diesen Publikationen häufig immer wieder die gleichen Gärten vorgestellt. Während ich früher oft Bücher ohne genauere Inhaltsangabe gekauft habe, einzig aufgrund von gewissen zum Sofagärtnern passenden Stichworten, die ich bei der Internetsuche eingegeben habe, bin ich heute wählerischer. Sowohl meine begrenzte Lesezeit, mein Budget für Buchkäufe als auch meinen Blog will ich prioritär mit Lektüre füllen, an der ich Freude habe. In letzter Zeit lese ich vermehrt englische Bücher über botanische Exkursionen in abgelegenen Regionen.
Gibt es inspirierende Persönlichkeiten, AutorInnen oder GärtnerInnen, die dich begeistern und die Einfluß auf deine Arbeit beim Sofagärtnern haben?
Mein Sofagärtnern hat vor über dreissig Jahren mit der Entdeckung von drei deutschen Beverley Nichols-Taschenbüchern („Grosse Liebe zu kleinen Gärten“, „In ein Haus verliebt“,“ Das Dorf im Tal“) in einer nicht mehr existierenenden lokalen Buchhandlung begonnen. Schnell musste da mehr ähnliches Lesefutter her und ich bin auf Richard Katz („Übern Gartenhag“), Eugen Skasa-Weiss („Blühendes Leben“, „Heitere Botanik“), Jo Hanns Rösler („Der unvollkommene Gärtner“), Johannes Roth oder Jürgen Dahl gestoßen.
Auf Deutsch war die Ausbeute zunächst eher eingeschränkt und in der Vor-Internet-Zeit war das Stöbern nach meiner Lieblingslektüre noch nicht so einfach wie heute. Ich habe dannzumal in der Zeitschrift „Mein schöner Garten“ einmal ein Inserat aufgegeben und nach Lesetipps gesucht und tatsächlich einige interessante Rückmeldungen erhalten. Dannzumal habe ich mich anscheinend noch einfacher von Dingen getrennt, denn die Karten und Briefe habe ich (aus heutiger Sicht leider) weggeworfen.
Schliesslich habe ich mit dem Lesen von englischen Büchern angefangen. So wurden die Bücherreihen ergänzt mit Literatur von Vita Sackville-West, Christopher Lloyd, Beth Chatto und den dannzumal auf Deutsch fehlenden Büchern von Beverley Nichols. Mit der Entdeckung der beiden Sammelbände der ersten Hortus-Ausgaben von David Wheeler („By Pen and by Spade“, „The Generous Gardener“) eröffneten sich dann ganz neue, gewissermassen fast unendliche Gartenbücherwelten.
Hat das Bloggen über Gartenbücher dein eigenes Leseverhalten verändert und wenn ja, wie?
Heutzutage kann ich Neuerscheinungen über noch mehr geheime Gärten (meistens) widerstehen, sondern kaufe nur noch gezielt Themenbücher. Wenn ich etwa im Garten gerade eine Heuchera– oder Ilexphase durchmache oder mehr über Bodendecker wissen will.
Welches Gartenbuch hat dich zuletzt besonders begeistert und warum?
„The Complete Book of Ground Covers“ von Gary Lewis nehme ich immer wieder zur Hand. Es bietet eine schier unendliche Menge an Informationen zu Bodendeckern. Ein Thema, das für meinen ziemlich voll bepflanzten Garten immer aktuell ist. Daneben freue ich mich immer über Fortsetzung von lieb gewonnenen Gartenkrimi-Reihen wie zuletzt „Je dichter der Nebel“ von Mary Ann Fox.
Gibt es Bücher, die du immer wieder gerne zur Hand nimmst?
Früher habe ich meine Lieblingsbücher mehrfach gelesen, z.B. „Auf der Jagd nach dem grünen Gold“ von Tyler Whittle und sogar die über achthundert Seiten von „Der Paradiesgarten“ von Eva Maaser. Da die vorhandene Lesezeit überhaupt nicht kompatibel ist mit den ungelesenen Büchern, nehme ich heutzutage selten Bücher zur Hand, die ich schon einmal gelesen habe.
Hast du ein Lieblingsbuch, das du Garteninteressierten gerne empfehlen würdest?
Das wechselt oft und erfahrungsgemäss entspricht mein Lesegeschmack oft weniger den Trend oder den Bestsellerlisten. Wer regelmässig in meinen Buchempfehlungen stöbert, merkt sicher, welche Bücher mir beim Lesen mehr gefallen haben als andere.
Welches Buch liegt gerade auf deinem Sofatisch?
Ich lese immer mehrere Bücher parallel, im Moment unter anderem
- „Gärtner der Nation – Die vier Leben des Karl Foerster von Clemens Alexander Wimmer,
- „Right Plant Right Place: Beth Chattos Ideen für nachhaltig bepflanzte Gärten”,
- «Lasst uns beeten» von Alexandra Lehne,
- „Steppes – The plants and ecology oft he world‘s semi-arid regions“ von Michael Bone, Dan Johnson u.a.,
- „Gärten, Gift und grosse Liebe“ von Klaudia Blasl und
- „Why Women grow – Stories of Soil, Sisterhood and Survival“ von Alice Vincent.
Büchermenschen können sich kaum von ihren Schätzen trennen. Solange, bis der Zeitpunkt da ist, an dem das Regal aus allen Nähten platzt. Wie viele Gartenbücher stehen aktuell in deiner Bibliothek und hast du Tipps für das Loslassen, das behutsame Aussortieren von Büchern, um Platz für Neues zu schaffen?
Meine Bücherliste und die Regale umfassen Hunderte von Büchern. Leider bin ich sehr unentschlossen, was das Aussortieren von Büchern betrifft. Ich schaffe es nicht einmal ohne Probleme, Bücher auszusortieren, die mir nicht gefallen. Da die Platzverhältnisse inzwischen prekär sind, kaufe ich halt fast keine Bücher mehr in Papierform.
Über die Lust zu Sammeln
Neben deiner Lust, Gartenliteratur zu verschlingen, bist du auch dem Sammeltrieb verfallen, wie du mir vor einiger Zeit verraten hast. Was außer Büchern sammelst du noch und wie haben sich deine Sammlungen im Lauf der Jahre entwickelt?
Im Laufe der Jahre kamen da ein paar Dutzend Gartenfilme zusammen, und auch etliche Magnete und Blechschilder mit hortikulturellen Motiven.
Auf Pflanzenmärkten halte ich Ausschau, ob ich einen Plant Mister (Pflanzensprüher aus Glas, die es in vielen Modellen gibt) finde, der meine Kollektion ergänzen könnte.
Und in ausländischen Buchhandlungen nach fremdsprachigen Ausgaben von Frances Hodgson-Burnetts Klassiker „Der geheime Garten“. Ab März/April 2020 wurde das eine oder andere schöne Blumenladen-Puzzle angeschafft und die Lego Botanical-Collection hat auch so manche Stunden ausgefüllt, in denen Reisen und Ausflüge nur beschränkt möglich waren.
Auf Gartenreise
Du reist nicht nur in Büchern quer durch alle Gärten dieser Welt, sondern bist auch im Leben außerhalb der Buchdeckel eine Gartenreisende. Gab es eine ganz besondere Reise, die dir in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird?
Ein unvergessliches Erlebnis war die Teilnahme an meiner ersten geführten Gartenreise im Herbst 2017. Das war eine Forumsreise nach England, zusammengestellt und organisiert von Iris Ney und Mitgliedern des Forums Pur, wo ich nur mitlese und sehr selten etwas schreibe. Ich hatte mich da alleine angemeldet und kannte vor der Abreise keinen einzigen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich. Mit einzelnen Reisenden habe ich immer noch Kontakt und mit einigen Mitreisenden konnte ich mich kürzlich an den Mannheimer Schneeglöckchentagen wieder einmal persönlich austauschen.
Welche Gärten möchtest du unbedingt irgendwann einmal besuchen?
Das lasse ich auf mich zukommen. Gärten und Gärtnereien der Niederlande würde ich gerne einmal erkunden. Und vielleicht einmal eine botanische Reise ohne zu viele Höhenmeter, die zurückgelegt werden müssen.
News und Trends in der Gartenliteratur
Welche Trends siehst du aktuell in der Gartenliteratur?
Im Moment dreht sich Vieles um den Klimawandel, insektenfreundliches Gärtnern und Zimmerpflanzen. Über letztere gibt es nicht nur viel zu lesen zwischen Buchdeckeln, sondern sehr informative Instagram-Accounts.
Gibt es Neuerscheinungen, auf die du besonders gespannt bist? Ich freue mich besonders auf den oder besser die nächsten Gartenkrimi(s) von Martina Parker.
Haben Blogs deiner Meinung nach die gleiche Tiefe und Qualität wie Bücher?
Das ist sehr unterschiedlich und hängt stark davon ab, wieviel Herzblut und Zeit der Betreiber oder die Betreiberin investiert. Sehr viele Blogs, die ich früher gerne gelesen habe, sind verschwunden oder sind nur noch mit Fokus auf Bildern und Reels auf Instagram oder anderen Kanälen oder haben sich auf Podcasts verlegt.
Wie siehst du die Rolle von digitalen Formaten im Vergleich zu gedruckten Gartenbüchern?
Grundsätzlich habe ich als haptischer Mensch lieber ein richtiges Buch in den Händen als den E-Reader. Aber nach langer Weigerung, mich mit diesem Medium anzufreunden, habe ich für mich auch die Vorteile der digitalen Bücher entdeckt. Schade finde ich es, wenn ich als Konsument nicht mehr die Wahl habe, wie etwa bei Greenprints. Ab der ersten Ausgabe habe ich alle Ausgaben auf dem Bücherregal stehen und mich auch nach über zwanzig Jahren als Abonnentin auf die quartalsweise erscheinenden Geschichten über die menschliche Seite des Gärtnerns gefreut. Nach einem Besitzerwechsel wird die amerikanische Publikation leider nicht mehr auf diese Seite des Atlantiks verschickt, sondern ist nur noch digital erhältlich.
Gibt es eine Gartenbuch-Community, eine Art Buchklub für GärtnerInnen?
Darüber ist mir nichts bekannt. Früher gab es einmal ein Gartenliteratur-Forum. Willst Du einen (mit-)gründen? “Gute Idee, Daniela, lass uns darüber sprechen.“
Ein perfekter Tag
Zum Abschluss noch einmal zurück in die Natur. Wie sieht für dich ein perfekter Tag im Garten aus?
Ich mag es gern, meinen Garten vom Wohnzimmer aus zu betrachten. Insbesondere in den Wintermonaten kann ich mich nicht satt sehen an den leuchtend roten Farben der Cornusrinden und den bei schönem Wetter im Gegenlicht leuchtenden roten Blättern von Bergenien und Heucheras. Aus dieser Distanz kann ich auch ganz gut ignorieren, was draussen alles erledigt werden sollte. In wärmeren Jahreszeiten schliesse ich den Tag gerne auf einem Sitzplatz mit einer guten Lektüre ab.
Herzlichen Dank für das Interview!