Gemäss Inhaltsbeschreibung auf dem Rückdeckel hat Stefan Leszko mit dieser dritten Veröffentlichung von launigen Artikeln über Gärtner eine Lücke in der Gartenliteratur geschlossen. Die Texte thematisieren den Naturgärtner, dem bisher im riesigen Bücherdschungel zwischen Hochglanzpublikationen und How-to-do-Gartenbüchern vermeintlich die verdiente Aufmerksamkeit verwehrt worden ist. Der humorige, zuweilen sarkastische Schreibstil des Autors trifft meinen Geschmack und ist erfahrungsgemäss immer einen Buchkauf wert. Mein Vertrauen geht da soweit, dass ich ein weiteres Kolumnenbuch aus Leszkos Feder auch ohne vorheriges Studieren der Inhaltsbeschreibung kaufen würde.Das erste Büchlein «Gärtner, der schönste Beruf der Welt» habe ich hier im Blog vorgestellt, meine positiven Leseeindrücke zur zweiten Kolumnensammlung mit dem Titel «Was sie schon immer Gärtner wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten» habe ich aus Zeitmangel seinerzeit nicht schriftlich festgehalten.
Spontan fallen mir beim Begriff «Naturgärtner» ähnliche Schlagworte ein wie zum «Naturgarten». Der Naturgärtner gärtnert ja im Naturgarten und die beiden bilden für mich eine Einheit. Ein ausgeprägtes Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur bildet die Grundlage von Bepflanzung und Umgang mit Ressourcen. Schwergewichtig werden einheimische Stauden, Gräser und Gehölze in den Garten geholt, die für Vögel, Insekten und anderes Getier von Nutzen sind. In den Augen von Ordnungsfanatikern ist der der Naturgarten unordentlich. Aber dieser Kritiker übersieht und überhört das Krabbeln, Summen und Flattern in der natürlichen Blumenpracht.
Schönheit liegt im Auge des Betrachters und die Kunst liegt darin, einen Garten anzulegen, der dem Auge des Besitzers gefällt und gleichzeitig die Bedürfnisse von Flora und Fauna befriedigt und zum Beobachten und Verweilen einlädt. Entsteht ein Naturgarten von alleine oder ist dazu das Wälzen von Erziehungsratgebern (für Gärtner notwendig *) ? Dies sind zwei von vielen Fragen, denen der Autor nachgeht. Dann wären da noch die Ungereimtheiten zwischen der allgemeinen Sehnsucht nach einem ruhigen Garten und dem Lärm von diversen Geräten, die zwischen grünen Hecken zum Einsatz kommen.
Botanische Raritäten mit ständigem Aufpäppelungsbedarf sucht man im Naturgarten vergebens, denn was nicht von alleine wächst und zurechtkommt, wird rigoros ersetzt. Kann also daraus gefolgert werden, dass Naturgärtnern ein Synonym für wirtschaftsfeindlich ist? Diese Frage lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten, denn gemäss Leszko wird Gemüse im Supermarkt gekauft, um keinen Platz im Naturgarten für Nutzpflanzen zu verschwenden und sich die aufwendige Pflege derselben zu ersparen.
«Geduld bringt Rosen» meint ein Sprichwort, das auf den Titel eines Gedichts von Wilhelm Wackernagel zurückgeht. Umgemünzt auf den Naturgarten sind das dann eben Wildblumen oder ein Plädoyer für Geduld und Freibrief fürs Nichtstun. Die durch dieses Nichtstun eingesparte Zeit kann gärtnerisch anderweitig sinnvoll eingesetzt werden. Etwa damit, sich mit Anlagen auseinanderzusetzen, die Renditen, von denen im Börsenhandel nur geträumt werden kann, nicht nur versprechen, sondern (fast) garantieren. Jedenfalls sofern Narzissenfliege und andere potentielle Spielverderber mitspielen. Gemeint sind hier Investitionen in Frühblüher-Blumenzwiebeln.
Das Büchlein ist grosszügig illustriert. Die Karikaturen stammen vom Autor selber und komplettieren den Charme des Geschriebenen. Auch für meine private Wortsammlung gabs den einen oder anderen Zugang zu verzeichnen – Freude hatte ich etwa an «Dezibelwüste» (= lärmfreie Zone) und dem neu angelegten Teich, «der immer ärger und algiger aussieht». Auf dem Rückdeckel des Büchleins steht übrigens auch ein Zitat von Richard Katz. Falls Sie sein Buch «Über Gartenhag» noch nicht kennen, sollten Sie die Lektüre gelegentlich nachholen. Hier gibt es einen kleinen Einblick.
*) die Bezeichnung des Autors für Gartenbücher
Stefan Leszko
Der Naturgärtner – es ist nicht alles grün, was glänzt
Ulmer Verlag, 2023
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selbst gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.