Vor rund zwei Jahren habe ich hier im Blog einiger meiner Bücher zum Thema Garten und Winter erwähnt. Während den beinahe unendlichen Hitzetagen in diesem Jahr hatte ich angefangen, in meiner Winter-Garten-Kollektion zu schmökern. Richtig abkühlend war das nicht, aber immerhin doch aufschlussreich festzustellen, dass Graham Stuart Thomas bereits 1957 in seinem Buch «Colors in the Winter Garden» und E.A. Bowles sogar schon 1915, im dritten Teil seiner Jahreszeitentrilogie «My Garden in Autumn and Winter» ähnliches niedergeschrieben haben, was in aktuellen Publikationen über Winteraspekte im Garten auch zu lesen ist.
Tatsächlich erscheinen nach meinem subjektiven Empfinden in letzter Zeit vermehrt Bücher über winterliche Gärten, erst kürzlich «The Winter Garden» von Naomi Slade. Die RHS-Publikation ist reich bebildert. Zum Text kann ich noch nicht viel schreiben, aber die Fotos haben mich gedanklich sofort in meine drei Schneeglöckchenreisen nach England und Irland zurückkatapultiert und schöne Erinnerungen an viele tolle Gärten mit beneidenswerten Strukturen, Bäumen mit beeindruckenden Rinden, Cyclamen in Hülle und Fülle und natürlich auch Galanthus in allen erdenklichen Arten und Sorten geweckt.
Graham Stuart Thomas hat seinerzeit festgestellt, dass Winterblüten von geschäftstüchtigen Züchtern noch nicht «verbessert» worden sind. Sechs Jahrzehnte nach dieser Aussage ist diese natürlich überholt. Ob zum Guten oder Schlechten muss hier jetzt nicht beurteilt werden. E.A. Bowles seinerseits hat schon anno 1915 über Herbstkrokusse geschrieben, dass diese allgemein als schwierig gelten, dies aber überhaupt nicht stimme. Wo Kohl und Ringelblumen wachsen, gedeihe auch Herbstkrokus.
Schon recht lange liebäugle ich mit diesen Herbstblühern. Leider habe ich im letzten Spätsommer erneut zu spät daran gedacht, endlich einmal Blumenzwiebeln zu besorgen. Das Versäumnis ist mir erst aufgefallen, als ich beim Vorbeiwalken an einem nicht weit entfernten Grundstück Herbstkrokusse in der Wiese blühen sah. In diesem sehr grossen Garten wächst sonst rein gar nichts, was mich neidisch machen könnte. Ein Kalendereintrag im Sommer 2024 soll mich nächstes Jahr daran erinnern, endlich rechtzeitig Zwiebeln von Crocus speciosous zu besorgen.
Mir ist inzwischen der winterliche Ausblick aus dem Wohnzimmerfenster aus dem Garten mindestens so wichtig wie jener während der anderen Jahreszeiten. Wenn die jährlich im Spätwinter fast bodeneben zurückgeschnittenen Cornusse im Laufe des Sommers wieder langsam viel zu hoch und grenzwertig dominant werden, freue ich mich auf die gelbe Herbstfärbung der Blätter und noch mehr auf die nach dem Laubfall feurigen Stiele von C. Midwinterfire und Anny’s Winter Orange. Die darunter und daneben gepflanzten immergrünen Bodendecker werden immer wieder unterbrochen durch rotblättrige Bergenien, Epimedien und Heucheras (sofern die Dickmaulrüsslerlarven und -käfer mir welche übrig lassen), die im sonnigen Gegenlicht für tolle Winterfarben und optischen Genuss der Gärtnerin sorgen. Und darum geht es ja schliesslich beim Wintergärtnern – die Vorzüge dieser Saison für sich zu entdecken und zu nutzen und bei der Gartengestaltung und Bepflanzung weiter zu entwickeln. Und beim Sofagärtnern mit sauberen Fingernägeln zwischendurch einen zufriedenen Blick nach draussen zu werfen.
Die grossen Schneemengen mit denen wir am ersten Adventswochenende beglückt wurden, haben meine ungefähr drei Meter hohen Säuleneiben teilweise in die Knie gezwungen. Zwei von fünf der imposanten Immergrünen standen vom Schnee heruntergedrückt in rechtwinkliger Position Richtung Strasse. Das inzwischen eingesetzte Tauwetter hat leider zu keiner signifikanten Wieder-Aufrichtung geführt, so dass ich inzwischen einen ungeplanten Rückschnitt vornehmen musste. Angesichts des prognostizierten Tauwetters für die nächsten Tage hoffentlich ohne negative Folgen für die grünen Säulen.
Für den Moment reichts mir tatsächlich gerade an weisser Pracht. Bei solchen Mengen an Schnee geht sowieso fast jeder Winteraspekt in einem kleinen Garten flöten, mit Ausnahme der farbigen Cornus-Rinden. Ich glaube, ich widme mich demnächst einem Frühlingsbuch – «My Garden in Spring» von E.A. Bowles würde sich anbieten.
E.A. Bowles:
My Garden in Autumn and Winter
Diverse Ausgaben
Cathy Rees:
Winterland
Princeton Architectural Press, 2021
Naomi Slade:
The Winter Garden
RHS / Dorling-Kindersley, 2023
Graham Stuart Thomas:
Colour in the Winter Garden
Diverse Ausgaben
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.