Karen Howlett: Mrs. Eloises zauberhafter Garten

Die Handlung dieses Romans spielt Mitte der 1930er-Jahre in England. Von aussen betrachtet scheint die Ehe von Eloise Massie und ihrem egoistischen nur auf seine Vorteile bedachten Ehemann Roland Warner, der um jeden Preis die Politikerkarrieretreppe erklimmen will, perfekt. Doch die Verbindung der beiden basiert denn inzwischen auch mehr auf gesellschaftlichen Verpflichtungen und Zwängen denn aus gegenseitiger Zuneigung oder Liebe. Man arrangiert sich und zumindest Eloise ist ihrem Mann gegenüber jederzeit loyal, während er seinerseits nicht verbirgt, dass er vom Geschreibsel seiner Frau nichts hält.

Eloise, die Mutter eines erwachsenen Sohnes, ist nämlich eine erfolgreiche Kinderbuchautorin und hat sich eben mit ihrem Einkommen, das zum Leidwesen ihres Mannes inzwischen das seine übersteigt, das auf dem Land gelegene Anwesen «Priors Ford» mit einem grossen alten Garten gekauft. Und nun, da sie beliebter und sogar finanziell erfolgreicher ist als ihr Ehemann, sieht sich dieser gezwungen, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Die Beziehung zwischen dem gemeinsamen Sohn Hugh und seinem Vater ist ebenfalls schwierig, denn letzterer zwingt ihn zu einem ungeliebten Jurastudium und lässt ihn seine musikalischen Talente nicht ausleben.

Als völlig unerfahrene Gärtnerin freut sich Eloise unbändig darauf, den vernachlässigten Garten von «Priors Ford» aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Erst will sie herausfinden, was überhaupt wächst und was ihr neuer alter Garten braucht, der nach Jahren der Vernachlässigung völlig verwildert ist. Sie stellt schnell fest, dass sie sich die fehlende Praxis nicht nur aus Büchern aneignen kann, sondern Unterstützung braucht.

Parallel zu ihrem Gartenprojekt arbeitet sie an einem Buch, in dem es für einmal nicht um ihre beliebten Pip-Abenteuer über einen Jungen, seinen Hund und seine Freunde geht, sondern um «Zeitlose Geschichten». Ihr Verleger vermittelt ihr dazu die Mithilfe von Simon Wodehouse, einem Professor für Sprach- und Literaturwissenschaften. Simon nimmt sich gerade eine Auszeit und wohnt vorübergehend ausserhalb von Oxford in der Nähe von Priors Ford. Auch er arbeitet an einem Buch, und zwar an einer Neuübersetzung über den grünen Ritter aus dem Gawain-Epos und recherchiert deshalb in den zahlreichen Kirchen der Umgebung nach den sagenumwobenen Grünen Männern. Der geachtete Akademiker hat ausserdem einen grünen Daumen.

Simon hat neben seinen Forschungen für die Übersetzung und seiner Unterstützung für Eloises «Zeitlose Geschichten» Zeit und Freude, sich der Gartenarbeit zu widmen und bietet der Autorin seine hortikulturelle Hilfe an. So sorgt der auf Vordermann zu bringende Garten neben dem gemeinsamen Interesse für Literatur für eine weitere Verbindung zwischen den beiden, die sich ausgezeichnet verstehen.

Eloise wird immer klarer deutlich, dass ihre Ehe mit Roland völlig zerrüttet ist. Gleichzeitig verlangt ihr Mann, dass sie zurück in die Stadt zieht, das Schreiben aufgibt und seine politischen Ambitionen unterstützt. Diese unmissverständliche Forderung kommt zusammen mit der Drohung, ein Geheimnis zu veröffentlichen, was Eloise unbedingt verhindern will. Ihre eigentlich längst gescheiterte Ehe zu beenden und die Scheidung einzureichen, kommt für die aufrichtige Eloise jedoch nicht in Frage. So scheint ihre Zukunft in einer lieblosen Partnerschaft unausweichlich.

Diese Liebesgeschichte ist eingebettet in die Restaurierung des Gartens von «Priors Ford» und die Lösung des Rätsels um einen Brunnen mit grünem Mann, der nicht speit. Neue Kapitel werden jeweils mit eine Gartenrat aus «The Scots Gard’ner und The Gard’ner’ Kalender von John Reid aus dem Jahr 1683 eingeleitet. Nebenrollen sind durch weitere spannende Charaktere besetzt, wie etwa die Eltern von Eloise und zwei ältere Schwestern in der Nachbarschaft, von denen eine stickt und malt und die andere gärtnert sowie eine Sozialanthropologin. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie verhindern möchten, dass Eloise und Simon nicht zusammenfinden dürfen.

Auf französischen Pflanzenmärkten (z.B. in Schoppenwihr) schleiche ich regelmässig um grünen Gesichter mit Blätterkrone herum, die es jeweils in verschiedenen Grössen und Ausführungen zu erwerben gibt. Ich habe keinerlei Ahnung, ob diese Objekte etwas mit dem grünen Mann aus diesem Roman zu tun haben. Jedenfalls habe ich bisher noch nie eines gekauft – zur Verhinderung des Anfangs einer weiteren hortikulturellen Sammlung aus DddWnb (*) oder so. Mal schauen, ob ich bei nächster Gelegenheit vielleicht doch einmal ein kleines Exemplar mit nach Hause nehme…

(*) Dinge, die die Welt nicht braucht. Jedenfalls nicht unbedingt

 

Karen Howlett:

Mrs. Eloises zauberhafter Garten

Goldmann Verlag, 2023

Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.

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