Am gleichen Wochenende wie die Journées des Plantes in Chantilly fand im mitten in den Vogesen gelegenen Autrey auf dem Gelände der Abbey Notre Dame d’Autrey ebenfalls ein Pflanzenfest statt. Im Vergleich mit Chantilly ein Anlass in deutlich kleineren Dimensionen, aber nichtsdestotrotz hat sich die zufällige Entdeckung bei der eher mühsamen Reiseplanung als lohnenswertes Ziel herausgestellt
Zu Anbietern aus ganz Frankreich gesellten sich hier auch solche aus Deutschland und Belgien und die Veranstaltung war an diesem frühsommerlich anmutenden Sonntagmorgen sehr gut besucht. Die Spezialgärtnereien boten unter anderem Wasserpflanzen, Rhododendron, Hostas, Hortensien, Gehölze, Stauden sowie Farne an.
Die Stände waren im Hof eines Klosters aufgebaut, dessen Ursprung auf das Jahr 1149 zurückgeht. Ein paar Schritte weiter im Hainbuchenlabyrinth konnte man sich zwar nicht gerade verlaufen, aber willkommenen Schatten finden.
Rund 3’500 Pflanzen, davon 500 alte Rosen, sind auf dem grosszügigen Grundstück der Abtei versammelt. Im Juni findet denn auch jeweils ein Rosenfest im gleichen Ambiente statt. Das Spazieren unter den schattigen Blätterdächern der vielen hier vereinten bemerkenswerten Gehölze war gleichzeitig eine passende Gelegenheit der Sonne zu entfliehen. Etliche gelände- und anlasskundige Besucher waren mit Picknickdecke und -korb ausgerüstet.
Am späteren Nachmittag haben wir uns wieder einmal den Jardin de Berchigranges angesehen und den richtigen Zeitpunkt erwischt, um den blauen Mohn blühen zu sehen. Der sommerlichen Wärme wegen haben wir uns bevorzugt in den schattigen Ecken aufgehalten. Hier haben mir besonders die grosszügigen Flächen mit verschiedenen Moosen in unterschiedlichen Grüntönen gefallen.
Leider gibt es keinen Pflanzenverkauf mehr, aber dafür habe ich das im Eigenverlag publizierte Buch «Berchigranges – A duo under the tree canopy, a garden conversation» von Claude Vautrin (Text) und Laurie Hégo (Photos) gekauft. Die Lektüre gibt einen beeindruckenden Einblick in die Entwicklung des Gartens und die dahinterstehende Philosophie der beiden Gestalter Monique und Thierry Dronet, die im Herzen der Vogesen buchstäblich Berge versetzt haben, um dieses Lebenswerk zu schaffen. Kein Hindernis scheint unüberwindbar, ihre Geduld (und die Pflanzmöglichkeiten) unendlich. Zu ersterem gibt es eine lesenswerte Anekdote über die Teilnahme an einer TV-Produktion, in welcher der beliebteste französische Garten gesucht wurde, zum zweiten liest man über gelben Scheinmohn (Meconopsis cambrica), der nach 20 Jahren endlich mit seinem Standort im Garten zufrieden war.
Auf unserer mehrtägigen Reise haben wir nicht nur hortikulturelle Ziele angepeilt. Wir haben dasBücherdorf Fontenoy-la-Joûteentdeckt, einen spannenden Morgen im Musée d’Art Urbain et de Street Art in Neuf-Brisach verbracht und mehre Zwischenstopps im Elsass eingelegt.
Den letzten Höhepunkt bildete auf dem Heimweg eine Orchideenwiese in der Umgebung von Bad Bellingen, wo die verschiedensten Wildorchideen um die Wette blühten. Trotz hoher Temperaturen erfreuten wir uns über Mittag zwei Stunden lang an Bocksriemenzungen, Knabenkräutern und vielen anderen einheimischen Schönheiten.
(Dieser Artikel ist in der Ausgabe Herbst 2023 des Vivace, der Mitgliederpublikation der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde GSS, erschienen)
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selbst gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.