Schon seit einigen Jahren habe ich mit dem Besuch der zweimal jährlich stattfindenden «Journées des plantes» in Chantilly geliebäugelt. Der doch sehr weite Weg in die Nähe von Paris sollte gleichzeitig Ziel sein, was sich als nicht ganz einfaches Kriterium herausstellte. Die Recherche nach lohnenswerten Umwegen zu hortikulturellen Zielen war nicht sehr ergiebig, weshalb wir die Anreise im Frühling 2022 mit dem Auto schliesslich ohne Umwege und irgendwelche Garten- oder Gärtnereibesuche zurücklegten und kurz nach Eröffnung der Veranstaltung zu den ersten Besuchern gehörten, die auf das weitläufige Gelände rund um das imposante Wasserschloss strömten.
Die Pflanzentage stehen jeweils unter einem Motto (2022: «Respekt») und zum Rahmenprogramm gehören verschiedene Prämierungen wie etwa für die gelungene Umsetzung des Mottos bei der Standgestaltung oder eine möglichst attraktive und vielfältige Präsentation und in diesem Frühling die Taufe der Rose «Rallye des Gazelles».
Nicht unbedingt auf langen Wunschlisten stehende aussergewöhnliche Pflanzen zu ergattern war das primäre Ziel dieser Gartenreise. Im Vordergrund standen das Stöbern, eher zufällige Entdecken und nicht zuletzt das Geniessen und die Freude darüber, wieder einmal unbeschwert auf Pflanzenmission unterwegs zu sein.
Von Agapanthus und Heucheras über Pelargonien, Rosen, Salbei und Zwiebeln von unterschiedlichen Blumen erfüllten die Aussteller (fast) alle hortikulturellen Wünsche, zählten doch rund 100 Spezialgärtnereien und Baumschulen zu den insgesamt etwa 200 mehrheitlich aus Frankreich stammenden Ausstellern des jeweils im Mai und Oktober stattfindenden Anlasses.
In meinem Garten ist der Platz für neue Pflanzen mittlerweile äusserst limitiert, weshalb mein Beuteschema sich auf kleine, kleinste und gleichzeitig möglichst immergrüne Bodendecker beschränkte. Es gilt eigentlich nur noch sich im Winter auftuende Lücken zu schliessen und für eine ruhige grünen Basis zu sorgen, damit das viele vorhandene besonders im Gegenlicht der Sonne leuchtende Rot von Bergenien, Elfenblumen, Heucheras und verschiedenen Hartriegel im nächsten Winter (noch) besser zur Geltung kommt und optisch nicht von brauner Erde verschluckt wird. In Tat und Wahrheit stellte sich heraus, dass die wenigen freien Pflanzflächen nach meiner mehrtätigen Abwesenheit auf mirakulöse Weise aber noch mehr geschrumpft oder eher gar nicht mehr existent waren.
Bei sehr warmen Temperaturen herrschte ein reges Treiben auf dem grossen Ausstellungsgelände. Das Schloss Chantilly ist eines der prächtigsten Gebäude Frankreichs und liegt in einem von André le Notre gestalteten Park mit schönem altem Baumbestand. Im (recht hohen) Eintrittspreis zu den Pflanzentagen ist auch der Schlossbesuch inbegriffen. Wir haben uns nur einen oberflächlichen Eindruck über den Prunk und die Gemäldesammlung verschafft, bevor wir vor einer letzten Runde durch das Pflanzenangebot den Park erkundeten.
Mit Azorella trifurcata, Leptinella albida und squalida, Scleranthus biflorus und Helxine im Gepäckraum fuhren wir einen Tag später wieder ostwärts Richtung Schweiz. Helxine «passiert», wenn einem ein Gewächs zwar bekannt vorkommt, der botanische Namen des – immerhin panaschierten – Bubikopfs jedoch nicht geläufig und gleichzeitig zu bequem zum Googeln ist und der Verkäufer gleichzeitig überzeugend versichert, die Pflanze sei ganz sicher winterhart, auch bei hohen Minustemperaturen. Ob winterhart zutreffend ist, wird sie vielleicht noch beweisen können – Temperaturen bis 34 Grad mag sie jedenfalls nicht besonders, wie ich bereits feststellen konnte.
Aktueller Nachtrag zum Bubikopf: Wenn der Storenmonteur draufsteht, ist das leider auch nicht eben wachstumsförderlich, aber die Pflanze lebt nach dem ersten Winter tatsächlich noch. Sie hatte etwas zu trocken und die Schneelast hat ihr auch nicht zugesagt, aber inzwischen treibt sie wieder schön aus!
(Dieser Artikel ist in der Ausgabe Herbst 2022 des Vivace, der Mitgliederpublikation der Gesellschaft Schweizer Staudenfreunde GSS, erschienen)