Die 43jährige Witwe Paige Moresco tut sich zwei Jahre nach dem Unfalltod Ihres Mannes Jesse immer noch sehr schwer damit, diesen Schicksalsschlag zu akzeptieren. Über zwanzig Jahre waren die beiden ein Paar und gut eingespieltes Team. Bis vor kurzem hat sie sich darauf verlassen, wenigstens einen sicheren Job zu haben. Seit vielen Jahren arbeitet sie nämlich in der gleichen Marketingagentur, wo sie als zuverlässige Ideenlieferantin eine wichtige Teamstütze war. Doch ihre tiefe und andauernde Trauer hat natürlich auch einen Einfluss auf ihre Arbeitsqualität.
Nach dem ebenfalls völlig überraschenden Tod ihres Vorgesetzten und Mentors, der sie auch um der guten alten Zeiten willen in der letzten schwierigen Zeit immer unterstützte, hat dessen Sohn die die Firma übernommen und krempelt sowohl die Organisation als auch das Team um. Neue Arbeitsabläufe werden eingeführt, Kosten sollen gespart, die Anzahl Mitarbeiter reduziert und insbesondere neue Kunden gewonnen werden. Damit keine Kündigungen ausgesprochen werden müssen, haben sich die Angestellten einem internen Wettbewerb zu stellen und schliesslich müssen die zwei, welche den Anforderungen am wenigsten genügen, gehen.
Neben der Trauer, dem Leistungsdruck und den Reibereien mit ihrem pubertierenden Sohn Trey muss sie sich auch immer wieder mit ihrem lästigen Nachbarn auseinandersetzen, dessen einziger Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, auf das Einhalten von mehr oder weniger sinnvollen Regeln in der Nachbarschaft zu pochen. Dazu gehört unbedingt auch ein gepflegter grüner Rasen vor jedem Vorstadthaus. Rund um Paige Moresco türmen sich also die Probleme zu immer höheren Bergen. Und was macht sie? Sie beginnt ein Loch in ihren sowieso zu wenig grünen Rasen zu graben, und gräbt immer weiter und tiefer.
Abwechslung in der Lektüre ist mir sehr wichtig. So folgen auf Krimi und Romane nach Lust und Laune Biografien und Gartenportraits oder Botanikwanderführer. Weniger gerne lese ich Ratgeber, die mit erhobenem Zeigefinger geschrieben sind und vorgaukeln, alle Probleme liessen sich mit positiven Gedanken lösen oder so ähnlich. «Wenn das Leben dir Tomaten schenkt, mach Salsa draus», heisst es einmal ganz lapidar in diesem Roman. Doch statt Tomaten geerntet, werden sehr viel häufiger (für meinen Geschmack eindeutig zu viele) Tipps zu Teambildung, kreativem Arbeiten und zur Leistungssteigerung aus dem Lieblingsratgeber des Juniorchefs in die Handlung eingeflochten.
Irgendwie wurde ich nicht so richtig warm mit diesem Roman. Zwischendurch ist er durchaus berührend, dann wieder fand ich ihn einfach langweilig. Aufgrund des sehr persönlichen Nachwortes vermute ich zahlreiche autobiographische Elemente. Aber lesen Sie selber und bilden Sie sich Ihre eigene Meinung!
Loretta Nyhan:
Wenn das Leben dir Tomaten schenkt
Goldmann Verlag, 2020
Alle in diesem Beitrag erwähnten Bücher habe ich selber gekauft. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den im Sofagarten vorgestellten Büchern.