In «Blaues Gift» lässt Eva Almstädt nicht nur einen Hobbygärtner an der Ostsee den Blauen Eisenhut in seinem Gartenbeet umsetzen, damit er zur Blütezeit perfekt mit dem Geissbart kontrastiert, schon wenige Seiten später hat das Hahnenfussgewächs seinen nächsten Auftritt und das titelgebende Toxikum aus dem Gift der Wurzelstöcke wird für hinterhältige, tödliche Zwecke missbraucht.
Auch Peter Oberdorfers Mörder in seinem Wien-Krimi «Schweres Gift» setzt auf die letale Wirkung von Aconitin. Inspiriert dazu hat ihn, wie ich aus der Lektüre schliesse, wohl James Joyce, der es ihm schon vor fast hundert Jahren in Ulysses vorgemacht hat.
Edwin Haberfellner seinerseits lässt den deutschen Honorarkonsul in China am Hallstätter Beinhaus tot zusammenbrechen. Der pathologische Bericht belegt, dass das Opfer gleich mit zwei Substanzen vergiftet worden ist – einerseits mit Aconitin, anderseits mit Polonium 210. Letzteres hat zwar seine zerstörerische Wirkung über mehrere Wochen entfaltet, die Strahlenerkrankung war aber im Gegensatz zum Pflanzengift (noch) nicht tödlich. Hatte es der Mörder plötzlich eilig oder wollte er die Leidenszeit seines Opfers verkürzen? Der Kriminalroman «Tod im Salzkammergut» ist in Oberösterreich angesiedelt, wo sich der Blaue Eisenhut auf Wiesen und am Waldrand finden lässt. Der junge Leibwächter, der für den Personenschutz des ermordeten Honorarkonsuls verantwortlich war, erinnert sich denn auch gut daran, dass die im Volksmund auch Blauer Sturmhut oder Mönchskappe genannte Zierpflanze im grossmütterlichen Garten geblüht hat, doch sein Grübeln darüber, wie sein Schützling trotz pausenloser Überwachung vor seinen Augen vergiftet werden konnte, führt zunächst zu keinem Ergebnis.
Pastorin Viveka (Annette Haaland – Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen) macht gerade eine Sinnkrise durch. Sie hat genug von ermüdenden Diskussionen über undichte Kirchendächer und davon, immer nett sein zu müssen. Ihre Aufmüpfigkeit zeigt sie nicht nach aussen, sondern diese erschöpft sich bisher im Tragen von T-Shirts mit speziellen Aufdrucken, wie etwa «Sterbehilfe legalisieren». Diese werden wohlverstanden unter der Pastorinnenbluse getragen.
Da verstirbt ein Mitglied aus dem Kreis ihrer Freikirche aufgrund einer unnatürlichen Todesursache. Eine 83jährige Frau ist mit Aconitin vergiftet worden. Nach einem zweiten mysteriösen Todesfall kaum vierzehn Tage später, bekundet selbst Viveka Mühe, Gottvertrauen aufzubringen. Und plötzlich leuchtet ihr das Blau des Eisenhuts aus immer mehr Gärten in der Umgebung entgegen. Und weshalb stehen auf dem Lyrikregal des lokalen Buchhändlers verdächtig viele Bücher über Eisenhut? Nicht erst als der Papagei der Schrebergartennachbarn plötzlich über einen Eisenhut-Club plaudert, ist sie richtig froh, dass sie ihre Familie in die Ferien geschickt hat. Die Beweggründe für die seinerzeitige Club-Gründung erweisen sich schliesslich als recht profan und es zeigt sich, dass nicht immer ein Mord vorliegt, wenn Eisenhut im Spiel ist. Falls der adstringierende Effekt des Aconitins zur äusserlichen Schmerzlinderung falsch angewendet wird, können auch diese Folgen tödlich sein.
Das Autorenverzeichnis und die erwähnten Titel folgen im Anhang des fünften Teils in alphabetischer Reihenfolge. Auch für alle diese hier nun in einer fünfteiligen Reihe erwähnten Bücher gilt, dass ich alle selber gekauft habe. Ich bin niemandem gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet und generiere keine Einnahmen aus den hier im Sofagarten-Blog vorgestellten Büchern.
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Der fünfte und letzte Teil des Artikels folgt in einer Woche.