Die Kolumnensammlungen von Paula Almqvist zählen inzwischen zu meinen Gartenlektürefavoriten. Ihre Beobachtungen sind immer treffend formuliert und aus einem Guss – kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig. Ob die Artikel so leicht verfasst worden sind, wie sie sich lesen? So oder so – hoffentlich dauert es bis zum Erscheinen des nächsten Bandes nicht wieder vier Jahre. Die Wartezeit habe ich mir aber immerhin damit verkürzt (jedenfalls in eine Richtung), dass ich erst jetzt dazu gekommen bin, das Büchlein zu lesen. Aber nun zum Inhalt, der in folgende Kapitel gegliedert ist:
- Hier wächst ein Trend
- Wenn Gärtner Fehler machen
- Quer durch die Beete
- Die Gartenfrau auf Reisen
- Was die Idylle trübt
- Gärten für alle Lebenslagen
Die schreibende Gärtnerin zieht Vergleiche zwischen Facebook und Gabionen und grübelt über die Imparität in der Höhe der Anzahl von virtuellen, also bloggenden Gärtnern und Gärtnerinnen, und solchen, die nur im echten Leben in der Erde wühlen, und die Leserin erfährt auch gleich, welche Bloggerin die Autorin nicht unbedingt persönlich kennen lernen will.
Ausserdem verrät sie, welches Objekte ihrer Begierde sind (nicht Schuhe) und denkt nach über Sinn oder eben Unsinn von Aussen-Wohnungen mit Sitzlandschaft sowie Aussendusche und Heizstrahlern anstelle des früheren Obstbaums. Vorgärten wiederum lassen den, der ausserhalb des Zauns vorbeigeht und sich etwas Zeit und Musse nimmt, herrlich Mutmassungen über die Bewohner und (Nicht-)Gärtner anstellen.
An anderer Stelle liest frau über Schwärmerei und nicht erwiderte Liebe – natürlich nicht zu einem falschen Mann (hier geht’s ja ums Grüne), sondern zu falschen Pflanzen. Nichtsdestotrotz geht es hier um gescheiterte Beziehungen. Solchen, die einen geläutert zurück lassen, und solche, bei denen frau einfach nicht wahr haben will, dass es nie was werden wird. Das Gegenteil sind dann die gerufenen Pflanzengeister, die sich wie Kletten aufführen.
Dass Gärtnern nicht nur gesund ist, sondern sehr schnell zu irgendwelchen Verletzungen führen kann, weiss jeder, der beispielsweise schon Rosen beschnitten hat. Zum Thema Unfall im Garten weiss die Autorin von Yuccas zu berichten, die ins Auge und ins Ohr gehen und von einem durch Jäten provozierten dreifachen Rippenbruch. Und haben Sie gewusst, dass die Einwanderung der Herkulesstaude auf ein Zarengeschenk anlässlich des Wiener Kongresses im Jahr 1815 zurückzuführen ist?
Weiter geht es um botanische Volltrottel, Instant Gardening, Geheimtipps zur Umsiedelung von Maulwürfen, die schmale grüne Grenze zwischen Reha und Euthanasie, die Definition des grünen Daumens und um angeblich unverzichtbare Gartenwunderwaffen. Kennen oder verwenden Sie gar noch die einst vielgepriesene Gartenkralle?
Einen literarischen Einblick in den Vorgarten der Autorin gibt es nicht, dafür verrät sie ihren Traum von dressierten Tieren, die Quecken, Disteln und Co. fressen. Gärtnern verbindet, doch kann die praktisch umgesetzte Antwort auf die Frage „Und wer giesst bei dir“ zu zwischenmenschlichen Konflikten führen. Dann etwa, wenn die blumengiessende Freundin die vordergründig kahlen Blumenkästen mit (ungeliebter) Heide aufpeppt (relativ schlimm) und gleichzeitig die ganze Erde auswechselt (Heide verlangt schliesslich nach saurer Erde) und dabei gleichzeitig Hunderte von Schneeglöckchenzwiebeln entsorgt (Supergau).
Paula Almqvist:
Und wer giesst bei dir?
Schöffling und Co., 2016
Hallo liebe Sofagärtnerin,
das klingt ja sehr spannend und lustig. Und einiges scheint einem aus dem Herzen zu sprechen.
Liebe Grüße
Braunelle