Daisy hütet seit kurzem das Haus ihrer Eltern, die auf einer mehrmonatigen Asienreise sind. Die frischgebackene Gärtnerin auf zweitem Bildungsweg bringt den grossen vernachlässigten Garten von „Orchard Villa“, der grossen viktorianischen Villa ihrer hortikulturell völlig uninteressierten Eltern, auf Vordermann. Gleichzeitig verkriecht sie sich dabei, um den Trennungsschmerz und Betrug von Freund und bester Freundin zu verarbeiten, die ihr Vertrauen missbraucht haben.
Auf einem Spaziergang mit Polly, dem Golden Retriever ihrer Eltern, macht die junge Frau Bekanntschaft mit dem vierundachtzigjährigen Thomas Broughton. Damit kommt nicht nur Abwechslung, sondern auch tatkräftige Hilfe in ihr Leben. Der Witwer hat nämlich während drei Jahrzehnten den Garten von „Orchard Villa“ für die verschiedenen Vorbesitzer gepflegt und gestaltet. Er händigt Daisy seine Pläne und alten eigenhändig geschriebenen und illustrierten Tagebücher aus. Die beiden in ihrer Einsamkeit gefangenen Menschen tun sich gegenseitig gut und das gemeinsame Interesse am Grünzeug verbindet die beiden rasch zu einem eingespielten Team und nicht nur der Garten blüht auf.
Als Daisy Elaine und Jo kennenlernt und via Thomas Broughton in einem Verein verschiedene Aufgaben übernimmt, ist sie als geborene Städterin plötzlich im Dorfleben integriert. Elaine, eine (scheinbar) perfekte Hausfrau, die ihr (angeblich) perfektes Leben laufend online im Internet zur Schau stellt und aktualisiert, lädt Daisy ein, für ihre Tausenden von Lesern übers Gärtnern zu schreiben. Ausserdem darf die rothaarige Gärtnerin für den bevorstehenden „Tag der offenen Gärten“ Elaines Garten auf Vordermann bringen und träumt nicht nur deswegen immer öfter von einem eigenem kleinen Gartenbetrieb. Bis zum Schreiben eines eigenen Blogs über die Fortschritte rund um „Orchard Villa“ ist es dann nur noch ein kleiner Schritt.
Mitten in diese Idylle erreicht Daisy die überraschende Nachricht, dass ihre Eltern „Orchard Villa“ verkaufen wollen, da sie nicht mehr zurückzukehren beabsichtigen. War die ganze Gartenrestaurierung umsonst? Wieder wird Daisy belogen und sie muss feststellen, dass der potentielle Käufer beabsichtigt, den Garten zu Gunsten einer Überbauung niederzuwalzen, während sie auf eine kinderreiche Familie als neue Haus- und Gartenbesitzer gehofft hat.
«Coming up Roses» ist eine leichte Urlaubslektüre ohne grosse Überraschungen und weitgehend voraussehbarer Handlung. Im Anschluss an die Lektüre verrät die Autorin ein paar Details zu ihren persönlichen Lieblingsgärten, zu denen Mount Stuart House und Hidcote Manor Garden gehören. Bevor Rachael Lucas zur Vollzeit-Autorin mutiert ist, hat sie selber einen Gartenblog geführt und im eigenen Garten gewirkt. Nun, als Städterin mit sechs Kindern, schaut sie sich anderer Leute Gärten an und hat ihre hortikulturellen Interessen und Erfahrungen in diesen Roman einfliessen lassen. So liest man nebenbei über Gartenbesucher, die ungefragt Stecklinge von Rittersporn abknipsen und wie diese bewurzelt werden können. Überhaupt sind gärtnern und Gärten in diesem Romandorf omnipräsent und natürlich geht es auch um zwischenmenschliche Beziehungen – solche, die enden und solche, die beginnen.
Rachael Lucas:
Coming up Roses
Pan Books, 2015
©2012