Zwei Arbeitslose ohne grosse Hoffnung auf eine neue feste Anstellung beschliessen nach ein paar getrunkenen Bieren, ein eigenes Geschäft auf die Beine zu stellen, um endlich reich zu werden. Anscheinend sind weder besondere Fähigkeiten noch Erfahrungen vorhanden, ja der Autor schreibt sogar von mangelnder Intelligenz. Der Anblick ungepflegter Gärten in der Umgebung führt schliesslich zur Idee, sich als mobile Gärtner zu betätigen.
Das Startkapital ist dürftig und besteht aus einem Fahrzeug, einem Rasenmäher, rostigem Werkzeug und zwei mehr oder weniger motivierten Männer, von denen einer über wenig und der andere nahezu über kein hortikulturelles Basiswissen verfügt. Diese Prämissen in Kombination mit einem britischen Autor lassen ein humoriges englisches Buch erwarten. Leider ist dem nicht so, da diese Publikation aus dem Eigenverlag durch die Überarbeitung durch ein professionelles Lektorat nur gewinnen könnte. Schon die Anzahl der am Anfang des Buches aufgeführten Kapitel stimmt nicht mit dem eigentlichen Inhalt überein.
Aber zunächst wundert sich die Leserin ob der Blauäugigkeit mit der hier ans Werk gegangen wird und fragt sich mehr als einmal, ob die Geschichten vielleicht nicht doch erfunden sind. Der Zeitpunkt der Unternehmensgründung ist eher suboptimal. Es ist nämlich Herbst, als der „Green Fingers – Mobile Gardening and Landscaping Service“ seine Tätigkeit aufnimmt.
Der Geschäftspartner zieht sich schon im ersten Winter wieder zurück, weil die Tätigkeiten sich als zu anstrengend und zu unbequem herausstellen. Damit ist auch das gärtnerische Wissen aus dem Betrieb verschwunden, denn der Ich-Erzähler kennt zwar Löwenzahn, kann aber praktisch kein Unkraut vom anderen unterscheiden und hat auch keine Ahnung, welche Sämlinge er stehen lassen soll. Die Aufträge (Anzahl steigend) müssen trotzdem erledigt werden, so dass eine Hilfskraft eingestellt wird, deren Wissen über Grünzeug jenes des Vorgesetzten tatsächlich noch unterschreitet. Aber beide Männer sind grosse Chrampfer und so begleitet die Leserin den Ich-Erzähler durch die nicht ganz klare Anzahl von Kapiteln mit Titeln wie „First Customer“, „Celebrity Client“, „Snakes alive“ und „Retired Boredom“.
Mal soll ein verunkrautetes Beet unbedingt bei Frost und stark gefrorenen Boden gejätet werden, ein anderes Mal steht ein Heckenschnitt entlang einer stark befahrenen Strasse an, der kurzentschlossen auf dem Fahrzeug stehend ausgeführt wird. Zuweilen ist nicht nur von unüberlegten Aktionen, sondern von richtig dummen und ausserordentlich gefährlichen Unternehmungen die Rede. Aber wie heisst es so schön: „New Gardeneres Learn by Trowel and Error“.
Auch Kunden können merkwürdig sein. Ein regelmässiger Auftrag geht auf die Langeweile eines frisch Pensionierten zurück, der jeweils stundenlang überlegt, welche Arbeiten er überhaupt zu vergeben hat. Eigentlich gibt es nämlich gar nichts zu erledigen, aber der Klient vermisst das Befehlen und Delegieren aus seiner beruflichen Tätigkeit. In einem anderen Kapitel erinnert sich der Erzähler an eine Kundin, die ihm wegen einem finanziellen Engpass vorschlug, als Bezahlung das Boot ihres verstorbenen Mannes zu übernehmen.
Eine andere Kundin bietet früh an, ihr eigenes gärtnerisches Wissen an die «Green Fingers» weiterzuvermitteln. Das scheint sehr nützlich gewesen zu sein, denn das Geschäft hat über ein Jahrzehnt floriert, wenn der Gründer wohl auch nicht Millionär geworden ist. Und die Geschäftsaufgabe war übrigens auf gesundheitliche Gründe zurückzuführen.
Michael K. Chapman:
A Fly on the Garden Wall or the Adventures of a Mobile Gardener
Eigenverlag, 2013
©2012