Heather Tullis: Hello Again

Piper Daniels kümmert sich neben ihrem Vollzeit-Job bei einem Zahnarzt um ihren dreizehn Jahre jüngeren autistischen Bruder Spencer als wäre er ihr Sohn und sorgt mit ihrem Einkommen massgeblich zum Unterhalt des vaterlosen drei-Personen-Haushalts bei, der nichtsdestotrotz mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Immer wieder belasten unerwartete Ausgaben das knappe Budget. Zuletzt hat Spencer mit seinen beiden besten Freunden, die Piper sowieso ein Dorn im Auge sind, in einem verlassenen, halb zerfallenen Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft etliche Scheiben zerbrochen, die nun ersetzt werden müssen.

Piper ist eine strenge Schwester, die auf Konsequenzen für schlechtes Verhalten beharrt, aber auch sehr liebevoll. Immer wieder sucht sie nach Möglichkeiten, wie ihr Bruder während seiner Freizeit sinnvoll beschäftigt werden kann. Schliesslich reift in ihr die Idee, in der heruntergekommenen Wohngegend einen Gemeinschaftsgarten auf die Beine zu stellen. Piper hat vor dem Tod ihres Vaters während der zweiten Schwangerschaft ihrer Mutter auf dem Land gelebt und selber gerne mit ihren Händen in der Erde gewühlt, Blumen gepflückt und Erbsen geerntet.

Nun träumt sie von Früchten, Gemüse, Blumen und Kräutern, die im „Crystal Creek Community Garden“ von Jugendlichen und Kindern mit ihren Lehrpersonen gemeinsam angepflanzt, gepflegt und geerntet werden. So wären die Jugendlichen während dem Sommer beschäftigt, fühlten sich nützlich, und gleichzeitig würde die Nachbarschaft aufgewertet. Pipers Konzept ist schon recht weit gediehen. Sie hat nächtelang Gartenwebseiten studiert und wird in ihrem vielversprechenden Projekt von ihren beiden Freundinnen unterstützt. Mehrere in Frage kommende Areale hat sie bereits auf ihre Tauglichkeit geprüft. Ein Gelände scheint von Lage und Grösse her besonders ideal zu sein. Zwar verschwindet aktuell der gesamte Boden unter Tonnen von Abfall, aber dieses Problem will die in der Nachbarschaft gut vernetzte Piper mit einem Aufräum-Tag aus der Welt schaffen.

Die Endzwanzigerin bereitet ein Gesuch für einen Pachtvertrag an den Landbesitzer vor. Als sie erfährt, dass das Land der Stone Enterprise gehört, zögert sie, das Schreiben abzuschicken. Vor zehn Jahren hatte sie nämlich als Siebzehnjährige einen Sommer lang eine vielversprechende Beziehung mit dem jetzigen Firmeninhaber Reece Stone. Dann ist Reece ohne Erklärung aus ihrem Leben verschwunden und hat Piper am Boden zerstört zurückgelassen. Nun geht Piper optimistisch davon aus, dass sich Reece bestimmt nicht mit Anfragen wie der ihren beschäftigt. Doch nachdem dieser das Gesuch mit ihrem Namen studiert hat, erklärt Reece Stone das Anliegen zur Chefsache und lädt Piper ein, ihr Projekt persönlich vorzustellen.

Zehn Jahre sind seit ihrer letzten Begegnung vergangen, doch beide können eine gewisse Anziehungskraft nicht leugnen. Piper akzeptiert die geschäftliche Zusammenarbeit mit Reece, lässt ihn aber nicht an sich heran, da sie ihm nie vergeben hat, sich ohne Erklärung aus ihrem Leben geschlichen zu haben. Sind seine aktuellen Absichten seriös? Oder hilft er ihr nur beim Gartenprojekt, wenn sie seinem deutlichen Werben nachgibt? Reece drängt sich immer mehr in ihr Leben. Er freundet sich mit ihrem Bruder Spencer an und engagiert sich für die Landvergabe zu Gunsten des Gemeinschaftsgartens. Ausserdem unterstützt er sie beim Zusammenstellen einer Präsentation, beim Sammeln vom Spenden und bringt sie mit wichtigen Leuten zusammen. Eine Gönnerin gibt Piper den Tipp, als Gegenleistung für grosszügige Spenden die Verewigung des Spendernamens auf Treppenstufen anzubieten.

Plötzlich ist da ein Kaufinteressent, der genau das für den Gemeinschaftsgarten vorgesehene Land erwerben will. Die Offerte ist deutlich unter dem Landwert, doch Reece hat auf den Vergabeentscheid nur beschränkt Einfluss, da über dieses Geschäft ein Gremium aus mehreren Personen zu befinden hat. Auch im privaten Bereich hat Piper etliche Probleme zu lösen – die einen in ihrem unmittelbaren Umfeld, andere werden ausgelöst durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten, aus denen sie und Reece stammen. Die junge Frau mag nicht glauben, wer vor zehn Jahren Reece aus ihrem Leben vertrieben hat und versteht nicht, warum ihre Mutter sich immer mehr von Spencer zurückzieht und ihr die Verantwortung aufbürdet.

„Hello Again“ ist als erster Titel der „In the Garden Series“ überschrieben – auf eine Fortsetzung des Romans bin ich schon jetzt gespannt.  

Heather Tullis: 
Hello Again 
Jelly Bean Press, 2015

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