Von Taglilien, Pfingstrosen, Maiglöckchen, Duftveilchen, Winterastern, Islandmohn, Wicken, Königslilien, Dahlien, Wildtulpen, Rosen und viele anderen Blumen mehr schwärmt Andreas Barlage in diesem sehr persönlichen Buch und offenbart ein grosses Herz mit viel Platz für blühende Schönheiten. Ein kurzer hortikultureller Lebenslauf am Anfang der Publikation gibt einen Einblick in die zahlreichen Gärten, die in seinen ersten fünf Lebensjahrzehnten einen wichtigen Platz eingenommen haben.
Schon als Jugendlicher zeigte der Autor grosses und andauerndes Interesse am Gärtnern und wurde dabei von den Eltern gefördert und unterstützt – sowohl finanziell als auch durch das Vermitteln von ästhetischen Aspekten, wie er im Nachwort verrät. Doch zurück zum Anfang der grünen Passion. Diesen bildet der Verzicht auf drei Fix- und Foxi-Hefte. Der Gegenwert dieser Zeitschriften entsprach nämlich dem Preis einer Bauernpfingstrose im Topf. Dieses in der nahen Gärtnerei gekaufte Pflänzlein hatte allerdings fragwürdig wenig Ähnlichkeit mit einer eben solchen Schnittblume, welche den Jungen an einem Familienfest tief beeindruckt und zum Erwerb verführt hatte.
Der Garten hält noch viele weitere Lektionen bereit, so auch jene, dass neben Investitionen in Pflanzen auch solche in Dünger und Pflege nötig sind und Erfolg im grünen Bereich vielfach auf einer rechten Portion Geduld beruht. Viel Wissen eignet sich der junge Gärtner auch lesend an und seine beruflichen Ausbildungen schliessen auch ein Gartenbaustudium ein.
Die Entwicklung des Gärtners geht erfahrungsgemäss einher mit einem fortwährenden Wechsel von Vorlieben und schliesst meist auch das Gefallen oder Nicht-mehr-Gefallen von grossen Blüten ein. Denn während Junggärtnern eine Blume oft nicht gross genug sein kann, zieht der reifere Mensch kleinere Formen vor. Doch nicht nur schöne Blüten sind ein ausgezeichneter Kaufgrund, auch persönliche Erinnerungen kombiniert mit historischen Begebenheiten eignen sich als Auslöser für den Kauf einer bestimmten Rose.
Der Autor bezeichnet sich selber als Gärtner-Faulpelz, was ich nicht so richtig glauben mag. Hätte er sonst als dannzumal autoloser Balkongärtner sackweise Erde und grosse Töpfe mit den öffentlichen Verkehrsmitteln heimtransportiert und über Treppen in den dritten Stock geschleppt? So oder so vermittelt die Lektüre das Bild eines sehr sympathischen Mannes und man freut sich sofagärtnernd mit, wenn er von wunderbaren Gartenbildern aus Islandmohn und Narzissen berichtet oder von Erinnerungen weckenden Blumendüften berichtet. Daneben gibt es auch kritische Töne, etwa über die Massenvermehrung von Chrysanthemen, und Philosophisches über Schönheit und Vergänglichkeit.
Ob die Leserin über einen grünen Daumen oder nur über einen grünen Nagel (eine sehr hübsche Formulierung aus dem Buch) verfügt – sie wird sich bestimmt spätestens nach der Lektüre dieser Publikation Gedanken über die eigenen Lieblingspflanzen machen und das eine oder andere erwähnte Gewächs in den eigenen Garten holen wollen. Zuvor muss sie nur für sich entscheiden, was allerwichtigst ist oder ober-allerwichtigst – ein weiterer ungewohnter Ausdruck aus dem mit vielen Fotos und zum jeweiligen Thema passenden Papierblumen illustrierten Buch.
Andreas Barlage:
Ans Herz gewachsen – Ein Gärtner und seine Lieblingspflanzen
Jan Thorbecke Verlag, 2013
©2012