Bereits als Kind hatte die Kanadierin Liz Primeau die Gelegenheit, bei ihrem Vater und einem Onkel erste gärtnerische Gehversuche zu unternehmen. In ihrem Buch „My Natural History“ bündelt sie ihre jahrzehntelangen hortikulturellen Erfahrungen und gibt dem interessierten Leser Einblick in die Rolle, die Gärten in ihrem Leben gespielt haben und welche Erfahrungen sie für ihren Lebensweg daraus gezogen hat.
Der Garten oder vielmehr ihre verschiedenen Gärten habe ihr aber auch immer wieder durch schwere Zeiten geholfen. So schreibt sie offen über das Scheitern ihrer ersten Ehe, über gesundheitliche Probleme und auch über viel Familiäres. Neben der praktischen Tätigkeit draussen im Garten hat sie sich viel Wissen durch das Studium von Magazinen und Büchern angeeignet. Vor bald fünfundzwanzig Jahren bekam die Journalistin die Chance, als Herausgeberin des neuen Magazins „Canadian Gardening“ Akzente zu setzten und lernte auf diese Weise unterschiedliche Gärten in den verschiedensten Teilen Kanadas kennen. „Canadian Gardening Television“ war eine weitere Herausforderung, der sie sich stellte und die sie souverän meisterte. So ist aus einem Hobby eine Berufung und berufliche Tätigkeit geworden.
Liz Primeaus persönliche Garten-Evolution ist in die folgenden Kapitel gegliedert: Born to Garden, My First Garden, A Growded Garden, Grenn Onions return, A Hobby becomes a Job, Searching for natural Style, Screening the Garden, Gardening Partners, Searching for Everyman’s Garden, The Italian Connection, The Call oft he Wild und In the Moment.
Die Erinnerungen beginnen mit der Verwendung der kleinen Liz von Bergenien-Blättern als Omelette, während Kiefernzapfen als Chicorée herhalten mussten. Liz Primeau schreibt aber auch vom strikten Befolgen von Kolumnentipps, die nicht immer sinnvoll waren. Das Backen von Erde, um diese für Aussaaten von schädlichen Keimen zu befreien, hatte beispielsweise übelriechende Folgen und mit den Jahren hat sie herausgefunden, dass der Gärtner Zufall oft schönere Resultate erzielt, als der Zweibeiner – trotz vielen vorhergegangen Überlegungen wie und wo was angepflanzt werden soll. Und auch anfängliche Rivalitäten über den Gartenzaun, sprich neidische Blicke, wecken nicht nur den eigenen gärtnerischen Ehrgeiz, sondern aus anfänglich unschönen Gefühlen können sich tolle Freundschaften entwickeln.
Daneben beschreibt die Autorin hortikulturellen Snobismus, berichtet von Gärtnerinnen wie Vita Sackville-West und Emily Whalex und ihren Einflüssen auf sie und von ihrer Hassliebe zu einem im Garten vorgefundenen Baum. Zwar würde sie diesen nie fällen, solange er gesund ist, hat aber schon längst reife Ersatzpläne im Hinterkopf, die umgesetzt werden, sobald die Zeit dafür reif ist. Zwischen den autobiografischen Elementen findet sich auch der eine oder andere Gartentipp, etwa wie man Eichhörnchen von Blumenzwiebeln fernhält.
Und während sich in Europa Neophyten aus Kontinenten wie Amerika und Asien oft als lästig oder schädlich erweisen, erfährt der Leser in diesem Buch die kanadische Sichtweise dieses Problems. Die Autorin hat grundsätzlich eine Abneigung gegen aus Europa eingeführte Gehölze. Besonders der Spitzahorn ist ihr ein Dorn im Auge.
Als reife Frau ist sie rückblickend zum Schluss gekommen, dass (fast) jeder Gärtner die folgenden Stadien durchläuft: Ich will alles, jetzt; das Entdecken von Stauden; die Wichtigkeit der Struktur von Blättern; „richtige“ Gartengestaltung; Gehölze und die Erkenntnis, dass auch der Winter viel Schönes zu bieten hat (hm, an diesem Punkt arbeite ich persönlich nach wie vor und bin froh, dass es bald wieder Frühling wird, hoffentlich).
Liz Primeau:
My natural History
Greystone Books, 2008
©2012