Corina Bomann: Der Mondscheingarten

Verschiedene Gärten – reale und imaginäre – spielen in diesem Roman wiederholt eine Rolle und eine bedeutungsvolle Geigenkomposition trägt den Titel „Der Mondscheingarten“, aber gegärtnert wird weder tagsüber noch bei Vollmond… Zum Inhalt:

Ein unbekannter alter Mann drückt der seit drei Jahren verwitweten Antiquarin Lilly Keiser eine ganz offensichtlich  besondere Geige mit den Worten „sie gehört Ihnen“ in die Hand und verschwindet wieder ohne Name und Adresse zu hinterlassen. Während Lilly herumrätselt, warum gerade ihr diese Geige gehören soll, entdeckt sie im Futter des schönen Stücks ein Notenblatt mit dem Titel „Der Mondscheingarten“. Ist in dem Musikstück etwa eine Botschaft verborgen? Vielleicht kann ihr die langjährige Freundin Ellen weiterhelfen, die ihn London ein Institut für Geigenrestaurationen führt?

Kurzentschlossen ruft Lilly diese an und wird eingeladen, samt der ominösen Geige nach London zu fliegen, so dass sich die beiden Frauen zusammen an die Lösung des Rätsels rund um das unerwartete Geschenk machen können. Lilly lebt seit dem frühen Tod ihres Mannes sehr zurückgezogen und vermeidet Reisen. Stattdessen sucht sie immer wieder Ablenkung in langen Spaziergängen durch den Botanischen Garten. Doch nun bucht sie umgehend einen Flug in die britische Hauptstadt und organisiert die Vertretung für ihr Geschäft während ihrer Abwesenheit.

Mindestens so praktisch wie die Tatsache, dass Ellen sich beruflich mit Geigenrestaurierungen beschäftigt, ist der Zufall, dass Lilly im Flieger von Berlin nach London Gabriel Thornton kennenlernt, der in London die Musikschule Faraday leitet. Genau in diesem Institut sind, wie sich später herausstellt, Rose Gallway und Helen Carter die Vorbesitzerinnen der wertvollen Geigen musikalisch ausgebildet worden. Im Internet, alten Zeitungen und Registern sowie im Archiv der Musikschule wird nach Informationen gesucht. Doch konkrete  Rückschlüsse lassen sich vorerst nicht ziehen, da die in Frage kommenden Biografien grosse Lücken aufweisen.

Zwei Erzählstränge führen die Leserin vom nebligen London über Nachforschungen in Cremona ins farbenprächtige Sumatra mit seiner exotischen und wilden Pflanzenwelt und geben Einblick in die jüngere Geschichte der indonesischen Insel und die Kultur. Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen. In die Erzählung eingebaut sind ausserdem ein starkes Erdbeben, das sich Anfang des 20. Jahrhunderts ereignet hat, und das Funktionieren von Matriarchaten.

Nach und nach fügt sich ein Puzzleteil zum anderen und das Bild vervollständigt sich; auch oder vor allem dank tatkräftiger Unterstützung von Gabriel Thornton. Die Lösung des allerletzten Rätsels erschliesst sich nur der Leserin.

Die ganze Geschichte ist etwa dick aufgetragen und die Zufälle doch reichlich übertrieben. Nichts destotrotz ein durchaus lesenswertes Buch. Richtig Lust auf die Lektüre des schon seit Erscheinen herumstehenden Vorgängertitels „Die Schmetterlingsinsel“ habe ich aber nicht bekommen.

Corina Bomann: 
Der Mondscheingarten 
Ullstein Buchverlag, 2013

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