Ina Coelen hat letzthin eine weitere Sammlung von Garten-Krimis herausgegeben, die von zwanzig verschiedenen bekannten Krimiautorinnen und –autoren verfasst worden sind. Nicht alle pflegen die gleiche enge Beziehungen zum Grün, denn während eine Autorin gerne bei der Gartenarbeit abschaltet, vermeidet ein anderer tunlichst jeden Aufenthalt im Garten, da er in einem Schrebergarten aufgezogen worden ist, und ein Dritter schustert seine Texte im Schatten eines viereinhalb Meter hohen Gummibaums, einem Erbstück von der Grossmutter, zusammen.
Die Kurzkrimis sind unter anderem betitelt mit „Der beste Dünger“, „Strebergarten“, „Schneckenpest“, „Kredithai im Garten“, „Brigitte Bardot in Bönninghardt“ und „5422 Pflastersteine“ und sie handeln von Mordphantasien in der Sauna oder wie man sich die Bezeichnung Gartengott verdient oder eben auch nicht. Man liest von sonntäglichen Gartenkursen, in denen einem beigebracht wird, dass Blumen analog den Menschen über völlig unterschiedliche Charaktere verfügen. Hier wie dort gibt es Festhalter, Spätblüher, Verführer und Sklaven – ein Wissen, das auf menschlicher Seite auch mit schlechten Hintergedanken ausgenutzt werden kann.
Weiter lehrt die Lektüre, niemals von jemanden zu verlangen, 5422 oder eine ähnlich hohe Menge an Pflastersteinen wiederholt im Garten von einer Ecke in eine andere zu transportieren und wieder neu aufzuschichten. Diese langweilige und überaus anstrengende Tätigkeit ist nämlich gezwungenermassen gleichzeitig ein perfektes Training der Treffsicherheit, was für den Auftraggeber unter Umständen negative Folgen haben könnte.
Dann kommt die Frage auf, ob es Schlimmeres gibt als Gartentipps von Nachbarn. Insbesondere dann, wenn der Ratgeber überprüft, ob man seine Ratschläge auch tatsächlich befolgt. In anderen Geschichten geht es um gefährliche glitschige Schneckenansammlungen, auf denen man ausrutschen und sich schwer verletzten kann, oder die nicht absehbaren Konsequenzen, die sich ergeben können, wenn man im eigenen Orchideengewächshaus Webcams installiert, um bei Abwesenheit via Smart Phone immer mal wieder einen Blick auf die überwältigende Blütenpracht zu werfen und auf diese Weise kurz abzuschalten.
Im Anschluss an jeden Kurzkrimi folgen Garten- oder Pflanzentipps und der Leser erfährt beispielsweise, was es für Möglichkeiten zur Bekämpfung von Blattläusen und Mehltau gibt. Und haben Sie bereits gewusst, dass Hefereste vom Backen sich perfekt als Dünger für Topfpflanzen eignen? Da muss ich doch gleich mal die Reste im Tiefkühlfach auftauen und den Tipp auf seine Nützlichkeit testen! Der Gartentipp zum Thema rückenschonendes Gärtnern endet mit dem Fazit: „Nur wer einer Mordlust nachgehen möchte, gräbt seinen Garten mit dem Spaten um. Alle anderen greifen zur Gabel.»
Ina Coelen (Hrsg.):
Mord zwischen Kraut und Rüben – Gartenkrimis vom Tatort Niederrhein
Leporello Verlag, 2013
©2012