Beth Chatto und Christopher Lloyd: Dear Friend and Gardener – Ein Briefwechsel über das Leben, das Gärtnern und die Freundschaft

In den Jahren 1996 und 1997 haben die beiden bekannten englischen Gärtner und Gartenbuchautoren Beth Chatto (geboren 1923) und Christopher Lloyd (1921 – 2006) als Grundlage für dieses Buch einen regen Briefwechsel geführt, der nun nach fünfzehn Jahren auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Im Vorwort zur Originalausgabe von 1998 verrät Beth Chatto, dass sich die beiden dannzumal bereits seit rund zwanzig Jahre gekannt haben. Die Freundschaft zwischen den beiden basierte auf einer Meinungsverschiedenheit, die in einer Einladung zum Lunch nach „Great Dixter“ mündete, wo schliesslich viele gemeinsame Interessen und Wertvorstellungen entdeckt wurden. In der Folge blieb man mit gegenseitigen Besuchen und Telefonaten in Kontakt und nahm auch gemeinsam an Konferenzen auf anderen Erdteilen teil.

Christopher Lloyd wurde die Passion fürs Gärtnern bereits in die Wiege gelegt und er absolvierte ein Gartenbaustudium. Er lebte Zeit seines Lebens in einem historischen Erbe und gärtnerte in einem von Edwin Lutyens entworfenen Garten. Bekannt wurde er auch durch seine Tätigkeit als Gartenschriftsteller und Kolumnist. Im Briefwechsel erfährt man, dass er sich sehr diszipliniert dem Schreiben widmet, seine Texte selber tippt und auch ziemlich ungehemmt im Garten mit Gift hantiert bzw. spritzen lässt. Er mochte keine „kopierten“ Gärten ohne eigene Inspirationen und Ideen, und er war bekannt für seine exotischen, oft gewagten (Farb-)Kompositionen. Ausserdem schätzte er den Kontakt, insbesondere auch mit jüngeren Leuten und er war ein ausserordentlich grosszügiger Gastgeber. Er war ziemlich direkt und konnte schon mal die Leute vor den Kopf stossen. Sehr verständlich ist sein Ärger über Gartenbesucher, die uneingeladen ins Haus platzen und dort ohne Hemmungen in privaten Dingen wühlen.

Beth Chatto ihrerseits verfügt über keine gärtnerische Grundausbildung, hatte aber im Künstler und Gärtner Cedric Morris einen ausgewiesenen hortikulturellen Mentor. Ihren Garten in Elmstead Market hat sie von Grund auf selbst angelegt und gestaltet und wurde dabei durch die lokalen Boden- und Witterungsverhältnisse zum Experimentieren gezwunden. Nach wie vor macht sie sich nachts oft Sorgen um ihre Pflanzen, wenn stürmische Winde durch den Garten fegen. Ihr Kies- und ihr Sumpfgarten, aber auch ihre Bücher darüber sind schon lange weit über die englischen Grenzen hinaus bekannt. Ihr Hauptinteresse gilt der Wirkung von Blattformen und Strukturen, während Blüten erst zweitrangig sind und sie gärtnert ökologisch. Bei der Anlage des Gartens konnte sie sich nicht vorstellen, dass dieser jemals von Gartenliebhabern besucht werden könnte und sie hat deshalb auch keine besonderen Vorkehrungen für Wege eingeplant. Dafür bewundert sie umso mehr die Weitsicht von Edwin Lutyens, der auf „Great Dixter“ seinerzeit ein ausgeklügeltes Wegnetz geplant hat, das sich harmonisch in die Anlage einfügt. Zum Schreiben von Briefen und Texten muss sie sich oft aufraffen und ihre handschriftlichen Notizen werden von einer Sekretärin abgetippt.

Die Meinungen zwischen den beiden Gärtnern gehen immer wieder auseinander, etwa auch in der Ansicht, ob der berühmte Kiesgarten nun pflegeleicht ist oder nicht. Ganz offensichtlich sehr aufwendig ist das Herausnehmen der frostempfindlichen Pflanzen aus den Beeten in „Great Dixter“ vor dem Wintereinbruch. In der Korrespondenz kommen aber auch viele Gemeinsamkeiten aufs Tapet und man liest, dass auch grosse Gärtner zuweilen Fehlentscheidungen treffen. Immer wieder trifft man lesend auf bekannte Namen aus der englischen, aber auch der deutschen Gartenszene (Frank Ronan, Alan Bloom, Ewald Hügin, verschiedene Personen aus der Staudengärtnerei Gräfin Zeppelin). Beide kochen gerne und schätzen eine gute Küche mit frischen Produkten aus dem eigenen Garten. Sie besuchten auch gerne und wiederholt gemeinsam Konzerte.

Beth Chatto war zur Zeit dieses Briefwechsels wegen ihrem schwer kranken Mann Andrew ans Haus gebunden und vermisste deshalb zuweilen das Reisen und die Impulse aus fremden Gärten. In ihren Briefen erfährt man auch von ihren Gedanken, die sie sich über die Zukunft von grossen komplexen Gärten macht. Mit Billiglöhnen und einem Manager ohne Herz für die Anlage funktioniert der Unterhalt wohl eher nicht. Sie träumt aber auch von einem Gen, das unschöne Überbleibsel von verblühten Blüten selbständig sauber ablöst.

Aus der Lektüre geht hervor, dass der Frühling im Jahr 1996 wie dieses Jahr recht lange auf sich warten liess. Das Wetter ist allgemein regelmässig Thema in den Briefen und die unterschiedlichen Regenmengen in Elmstead Market und „Great Dixter“ werden laufend miteinander verglichen. Fotos aus den beiden Gärten und ein separates Pflanzen- sowie ein Personen- und Sachregister runden diese faszinierende Publikation für alle Garten- und Gartenbuchliebhaber ab.

Beth Chatto und Christopher Lloyd: 
Dear Friend and Gardener – Ein Briefwechsel über das Leben, das Gärtnern und die Freundschaft Deutsche Verlags-Anstalt, 2013

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