Ulrike Barow: Baltrumer Bärlauch

Inga Tarmstedts Leidenschaft gehört der Arbeit an ihren Holzskulpturen. Allerdings hat der Rest der Welt zu ihrem Bedauern ihr Talent noch nicht entdeckt und so muss sie sich bald konkrete Gedanken darüber machen, wie sie künftig ihren Lebensunterhalt bestreiten will. Doch vorerst geniesst sie noch die Annehmlichkeiten eines Stipendiums. Zwar darf sie eigentlich den gesponserten Ort nicht für längere Zeit verlassen, doch die junge Künstlerin hat sich in den Kopf gesetzt, auf der Nordseeinsel Baltrum nach Spuren und Bildern ihres Lieblingsmalers Walter Bertelsmann zu suchen, der sich 1905 zum Malen auf der Insel aufgehalten hat.

Kaum auf dem Eiland angekommen, macht Inga die Bekanntschaft einer anderen jungen Frau. Diese Lena ist bei ihren Grosseltern auf Besuch und die beiden freunden sich rasch an. Ausserdem trifft Inga wiederholt auf eine merkwürdige Gruppe junger Männer, die sich immer wieder suchend am Strand herumtreibt. Ingas Aufenthalt auf Baltrum scheint erfolgversprechend, denn bei Lenas Oma entdeckt sie ein echtes Bertelsmann-Gemälde. Doch warum reagiert die alte Frau dermassen komisch, als Inga sie auf das Bild anspricht? Während die Künstlerin noch über die seltsame Reaktion sinniert, gerät Lenas Leben unvermittelt völlig aus den Fugen. Erst wird ihr Grossvater bewusstlos und schwer verletzt am Strand aufgefunden und gleichentags bricht ihre Oma Gerdje zusammen. Sie murmelt etwas wie „Herbst“ und „ Fünf ans Licht“, dann muss sie ebenfalls ins Spital eingewiesen werden.

Oma Gerdje musste Zeit ihres Lebens schwer arbeiten, während sich ihr Mann oft verdrückt und einen Bogen um die Arbeit gemacht hat. Seit vielen Jahren ist deshalb ihr parkähnlicher Garten zwischen Haus und Dünen ihre grösste Freude. Sie hat ihn mit einer Eibenhecke eingefasst und den Platz drinnen teilen sich Sträucher, Stauden, Gemüse und muschelbedeckte Wege. Durch die Lektüre von unzähligen Fachbüchern und ihrer gärtnerischen Praxis im eigenen Garten hat sich die Frau zu einer richtigen Gartenexpertin entwickelt, die harmlose und giftige Gewächse unterscheiden kann.

Wie der Titel verrät, spielt Bärlauch eine Rolle in diesem Inselkrimi. Doch ein diesbezügliches Geständnis aus der Giftküche stimmt nicht mit dem Autopsiebericht überein. Doch schon vorher werden in einer etwas übereifrigen Aktion sämtliche Herbstzeitlosen aus einer Wiese entfernt und es wird in Erwägung gezogen, auch sämtliche Eiben zu fällen. Ein zweiter Erzählstrang gibt Einblick in das Inselleben aus Sicht des (fiktiven) Malers Walter Bertelsmann.  

Ulrike Barow: 
Baltrumer Bärlauch 
Leda-Verlag, 2010/2011

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