Sabine Reber: Meine Gärten zum Glück – Eine Liebeserklärung

In dieser Liebeserklärung ans Gärtnern erzählt die Schriftstellerin und Gartenpublizistin Sabine Reber wie ihre Leidenschaft fürs Wühlen in der Erde entfacht worden ist. Ein latentes Interesse war zwar schon länger vorhanden, erschöpfte sich aber zunächst in der Beschäftigung mit eher gewöhnlichen Kräutern wie Petersilie und Schnittlauch, einem Orangenbäumchen und einem Gummibaum. Mit dem Gartenvirus richtig infiziert wurde die Autorin an einem verregneten Sonntag in ihrer temporären Wahlheimat Irland, als sie sich mit einem Englisch-Wörterbuch bewaffnet durch englische Zeitungen las und in der Sunday Times die Gartenkolumne entdeckte.

Hatte sie zuvor auf der grünen Insel bereits begonnen in der Küche exotische Gewürze und Kräuter auszuprobieren, tat sich ihr mit dieser Lektüre plötzlich ein enormes Experimentierfeld rund ums Haus auf. Gehemmt wurde die Umsetzung von Ideen einerseits aber zunächst noch durch das kalte Märzwetter und ganz besonders durch mangelndes hortikulturelles Wissen. Doch während das irische Wetter seinem Ruf nachkam und es regnete und stürmte, las sich Sabine Reber durch die englische Gartenliteratur und studierte Pflanzenenzyklopädien. Und als endlich der Frühling einzog, begann sie zwar ohne gärtnerische Praxis, aber mit umso mehr theoretischem Wissen und Enthusiasmus nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ mit dem Projekt Gartengestaltung. Bald wurden die Stunden am Schreibtisch weniger und die Schriftstellerin verbrachte ganze Tage im Garten und las sich abends weiter durch Gartenbücherstapel.

Das Buch ist analog dem (Garten-)jahr in zwölf Kapitel gegliedert. Eingebettet in eine Reise mit dem aktuellen Partner blickt Sabine Reber zurück auf die verschiedenen Gärten, die ihr in den letzten Jahren Zufluchtsort und Refugium waren. Die erste Ehe der Autorin und der Garten in Donegal entwickelten sich nämlich diametral. Während Gemüse und Blumen in den Gartenbeeten zur Hochform aufliefen, war Sabine Reber zerrissen zwischen dem Wunsch, Irland und den Ehemann zu verlassen und dem Begehren, noch mehr Rosen zu pflanzen.

In Kapiteln wie „Mist und Grashalme“, „Rosenduft und Weihrauch“, „Warum die Schweizer so dünn waren“ oder „Baggern für die Frösche“ erzählt die Autorin von Erlebnissen in der Donegal Garden Society, der etwas unüberlegten Anlage eines Teiches am Hang oder von ungeahnten Fähigkeiten, die sie in sich entdeckt, als sie ein Tomatenhaus aus alten aus einem Fluss gefischten Fensterscheiben zusammenbaut. Leider hat es wohl einmal zu heftig gestürmt, denn kurz vor der Tomatenreife stürzte die Konstruktion ein und verwandelte die roten Früchte in eine Art Ketchup. Irlands Klima mit dem vielen Regen hat aber auch unbestritten seine Vorteile und lässt Pflanzen von alleine spriessen, so dass mancher Spaten- und Gestaltungsfehler oder andere gärtnerische Unzulänglichkeiten rasch wieder überwachsen und kaschiert werden. Und natürlich lässt sich die Junggärtnerin auch nicht beirren, als ihr eine Nachbarin weissmachen will, Gemüse aus dem Garten sei unhygienisch. Ständig wird umgepflanzt und «umgebeetet»- zuerst innerhalb des irischen Gartens, später immer wieder von einem Garten zum anderen.

Wer soll dieses Buch lesen? Speziell empfehlenswert ist es für Leserinnen und Leser, die sich – vielleicht nach der Lektüre der früheren Gartenbücher von Sabine Reber – für Hintergrundgeschichten aus dem Leben der Autorin interessieren und wissen möchten, wie sie zum Gärtnern gefunden hat und warum sie als passionierte Gärtnerin dermassen erstaunlich oft Haus und vor allem den Garten zurücklässt. Welches sind die Hintergründe, die sie veranlassen immer wieder ein Haus und einen Garten weiterzuziehen? Die Leserin bekommt beim Lesen den Eindruck, dass die Umzüge jeweils erfolgen, bevor die Gärtnerin und ihre Lieblingspflanzen richtig haben Wurzeln schlagen können.

Unverständlich fand ich die Hinweise am Anfang des Buches „alle Figuren sind frei erfunden, fiktiver Text, jede Ähnlichkeit mit Personen ist zufällig“. Ein Teil der hier erzählten Geschichten ist mir schon von früherem Herumstöbern auf der Webseite der Autorin bekannt. Ich vermute mal, diese Andeutung hat mit einem anderen von mit nicht gelesenen Buch zu tun, wo die Irland-Jahre bereits aus anderer Sicht erzählt worden sind. Diese Neugier bleibt jedenfalls unbefriedigt.

Die Lektüre ist im übrigen sehr persönlich und privat abgefasst. Tessenberger haben wahrscheinlich wenig Freude am Abschnitt über Rebers Garten auf dieser Hochebene. Manches ist mit einem Augenzwinkern zu lesen, etwa wenn es heisst, das Fleckchen Land (der Twanner Garten) konnte erst neu gestaltet werden, als sich der dreihundert Kilo schwere Holzbär namens Herbert eingelebt hatte.

Neugierig zurück bleibt man auch wegen einer Bemerkung am Schluss des Buches und überlegt die allfälligen Konsequenzen derselben. Doch sicher wird bald irgendwo zu lesen sein, ob diese erwähnten Pläne tatsächlich umgesetzt worden sind oder vielleicht zum erwähnten fiktiven Teil des Buches gehören. Jedenfalls bin ich nach dem Lesen über den vielen Müll auf der grünen Insel gar nicht mehr so sicher, ob Irland immer noch zu meinen Traumdestinationen zählen soll oder doch eher nicht.  

Sabine Reber:
Meine Gärten zum Glück – Eine Liebeserklärung
Callwey Verlag, 2012

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