Die Vermutung liegt nahe, dass Anja Maubach wahrscheinlich nicht nur über grüne Daumen verfügt, sondern sogar grünes Blut in ihren Adern fliesst. Sie stammt nämlich aus einer bekannten Gärtnerfamilie und sie selber gärtnert wie schon einst ihr Urgrossvater Georg Arends „Auf der blumigen Höh‘“ in Ronsdorf. Mit ihrer Publikation „Garten ist Leidenschaft“ möchte sie nicht nur ihr hortikulturelles Wissen und ihre Passion teilen, sie lässt den Leser und die Leserin auch an ihren persönlichen Gedanken partizipieren – mit dem Ziel, deren Sinne und die Freude an der Natur zu wecken.
Das Buch ist in folgende Kapitel gegliedert:
– Grundsätze vor dem Anfang, Praktisches und Nützliches
– Pflanzenwissen für jeden Gärtner
– Gestalten – die Grundlagen
– Die Kunst der Beetgestaltung
– Leben im Garten – Tag für Tag
– Gartengestaltung – die hohe Schule
– Gärtnern mit allen Sinnen
– Gartenleidenschaft – ganz persönlich
Die meisten Doppelseiten sind so gestaltet, dass auf der linken Doppelseite ein Foto prangt und die rechte Seite mit einem Textbeitrag bedruckt ist. Viele dieser Texte beginnen mit Stichworten oder kurzen, oft unvollständigen Sätzen: „Lebenslang Stauden“, „Early Morning tea mit Morgenmantel“, „Lombardischer Löwe“, „Painting the sky“ oder „Liebe auf den zweiten Blick?“. In der Lektüre finden sich Gartentipps, wie den, die Pflanzen nicht mit Wasser zu verwöhnen, damit diese aus „Angst“ möglichst viele Wurzeln in tiefere Erdschichten schicken.
Anja Maubach erklärt die Grundbegriffe des Gärtnerlateins und immer wieder werden Pflanzungen ihrer gärtnernden Vorfahren erwähnt und Anekdoten in die Beiträge eingeflochten. Man liest über die Cyclamensammlung und das Pflanzenarchiv für Astilben oder vom Gärtnerei- und vom Fotoarchiv.Die Autorin erzählt von „Schachbretttagen“, wenn Moos auf Betonplatten aus unterschiedlichen Materialmischungen verschiedene Schattierungen hervorruft oder von ihrer Gartentörchensammlung, in welcher einzelne Stücke oft jahrelang darauf warten, ihrer Bestimmung zugeführt zu werden. An einer anderen Stelle schlägt die Autorin vor, Bilder von Paul Klee in Gartenentwürfe zu übertragen und erzählt von ihrem Experiment einer Echniacea-Wiese.
Mir persönlich gefallen am besten jene Stellen, wo man – oft auch nur zwischen den Zeilen – Tiefgründiges erfährt oder wenn Anja Maubach mit Worten spielt: krauten gehen, Gedanken jäten und Gedankenunkräuter ziehen oder die Worte über fiktive (Buch-)Gärtnerfreundschaften. Die Autorin erläutert ausserdem, welche Wirkung der Satz «I love gardening“ auf sie hatte. Sie, die ganz selbstverständlich mit den Worten „im Garten draussen arbeiten“ aufgewachsen ist. Heute geht sie gärtnern. Weiter liest man, dass es auch einer überaus erfahrenen Gärtnerin passieren kann, dass ein ehemals als ideal eingeschätzter Pflanzort nach ein paar Jahren plötzlich nicht mehr perfekt ist und einem anderen, vermeintlich interessanteren Projekt im Weg steht. Die Entscheidungsfindung ist ein Ablösungsprozess – sich mit dem Gedanken anfreunden, loslassen, trauern und inneren Frieden finden.
Den Abschluss des Buches bilden Adressen von Lieferanten, Gehölzen, Stauden usw. sowie Literaturtipps, Erläuterungen zu den Bildern und ein Plan des Gärtnereiareals. Massgeblich zum positiven Gesamteindruck der gelungenen Publikation tragen die Fotos von Ferdinand Graf von Luckner bei.
Dieses Buch habe ich übrigens erstmals rund vier Monate vor Erscheinen mit weissen, unbedruckten Seiten an der Frankfurter Buchmesse gesehen; quasi ein grosszügig bemessenes Notizbuch. Der damalige Titel lautete gemäss einer Werbekarte, die ich bei der aktuellen Lektüre als Lesezeichen verwendet habe: „Die hohe Schule des Gärtnerns“. Der schliesslich in Druck gegangene Titel „Garten ist Leidenschaft!“ ist doch viel passender für dieses Buch einer passionierten Gärtnerin, deren Texte inspirierend, lehrreich und zuweilen auch tiefsinnig und mal poetisch sind.
Anja Maubach:
Garten ist Leidenschaft!
BLV Buchverlag, 2011
©2012
Ich liebe dieses Buch! Eben weil es so ungewöhnlich aufgebaut ist und man zwischen den Zeilen so viele Ideen für den Garten bekommt.
Zum Beispiel hat mir die Idee mit dem Lavendelfeld so gut gefallen, dass ich mir ein Kiesbeet mit Lavendel angelegt habe.
Außerdem habe ich Bergenien wieder entdeckt, die ich früher als langweilige Omablumen verschmäht habe.
Insgesamt ein Buch mit einer Fülle von Inspirationen für das eigene Grün!