Bärbel Schäfer und Achim Winter: Zen im Gurkenbeet

Der Mittvierziger Carlo Rümmel hat es vom als Lümmel gehänselten Jungen zum erfolgreichen Investmentbanker gebracht. Er, der beste Mann von Kilago-Invest, soll es nun auch richten, als es darum geht, renitenten Schrebergärtnern den Verkauf ihrer Parzellen schmackhaft zu machen. Das Land der Gartenbesitzer soll nämlich dem geplanten Einkaufszentrum „Dreamland“ Platz machen, wogegen sich aber ein harter Kern von Gärtnern wehrt. Wie können diese von einem Meinungswechsel überzeugt werden?

Carlo Rümmel kann ein schon länger brach liegendes Stück Land in der Siedlung „Stoltze“ übernehmen und schleust sich inkognito bei den Schrebergärtnern ein. Mit brandneuen Gummistiefeln und Kleidung versucht er, das Wachsen des Grases mitzuhören und beginnt seine Mission bei den in der Chefetage von Kilago despektierlich als Spatenschwinger, Rosenschneider und Gartenzwerge bezeichneten Gärtnern.

<Der kaltschnäuzige karrieregeile Banker macht die Bekanntschaft von Oma Veigele, deren attraktiven Punker-Enkelin Nele und anderen Schrebergärtnern und er findet plötzlich Gefallen am Gärtnern und insbesondere an einer in eine Oase des Stillen umfunktionierten Laube. Carlo Rümmel entdeckt die Freuden des Offline-Lebens (wieder) und zieht plötzlich das Meditieren dem Handy-Klingelalarm vor. Lange verborgene Facetten seines Charakters kommen zum Vorschein. Da seine Ehefrau gleichzeitig intensiv an ihrer Karriere arbeitet, gerät sein Familienleben immer mehr aus den Fugen und die beiden Kinder der Rümmels wissen diese Vernachlässigung zu ihren Zwecken auszunützen.

Als der Banker den Reizen der jungen Punkerin nicht mehr widerstehen kann, reitet er sich immer tiefer in den Schlamassel. Währenddessen nutzen nämlich seine Kollegen bei der zu einem amerikanischen Unternehmen gehörenden Kilago-Invest seine häufige Abwesenheit und sägen heftig an seinem Bürostuhl. Was soll denn sein Arbeitgeber auch von der Guerilla-Aktion der Schrebergärtner gegen Kilago halten, an der Rümmel an vorderster Front mit dabei ist?

Was mir anfänglich als fast endlose und eher übertriebene Aneinanderreihung von Gemeinplätzen und Binsenwahrheiten erschien, entwickelte sich zu einem ziemlich schrägen Roman mit einem überraschenden Ende. Man merkt deutlich, dass ein gemischtgeschlechtliches Autorenduo am Werk war – die Gedanken und Gefühle aus männlicher und weiblicher Sicht lesen sich sehr authentisch.
(Noch) mehr über Gurken zu lesen gibt es im Buch „Allein unter Gurken“ des Tatort-Kommissars Andreas Hoppe alias Mario Kopper, in welchem er von seinem Versuch berichtet, sich nur noch von regionalen Produkten zu ernähren.

 

Bärbel Schäfer und Achim Winter:

Zen im Gurkenbeet

Weissbooks, 2012
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