Gabriella Pape: Alles, was Sie schon immer übers Gärtnern wissen wollten

Diese Publikation ist eine Sammlung von Kolumnen, die bereits in der „Welt am Sonntag“ und in der „Berliner Morgenpost“ erschienen sind. Passend zum Ablauf der Jahreszeiten verbergen sich in den Texten unzählige Tipps rund ums Gärtnern – vom Kribbeln im Januar hin bis zum Jahresende mit Rosen für den Schnee und fürs Christkind.

Garten-Frühjahrsputz ist für Gabriella Pape ein Synonym für die perfekte Ausrede, ungeliebte Pflanzen herauszureissen, die den Winter (angeblich) nicht überstanden haben. Zu diesen Geschöpfen, die nicht mehr länger geduldet werden sollen, gehören insbesondere solche, die sie nie richtig mochte, aber aus Respekt vor der Person, die sie ihr zudachten, doch gehätschelt und gepflegt hat. Der Frühjahrsputz eignet sich für solche definitiven Trennungen von unliebsamen Geschenken besonders gut, weil das Entsorgen derselben in noch winterlichem Zustand ohne Blätter und Knospen unbestritten leichter fällt.

Zwischen die sachlich fundierten Kolumnen eingefügt sind Fragen von Lesern zu Gartenproblemen und die Antworten von Gabriella Pape. Dabei gibt die Gartenexpertin auch freimütig zu, nicht allwissend zu sein und verspricht, sich bei Gelegenheit bei der Royal Horticultural Society zu erkundigen. Immer wieder lässt sie auch ihre eigenen Vorlieben und Abneigungen durchschimmern. So empfindet sie beispielsweise knallige Pelargonien-Blüten als Beleidigung für ihre Augen – etwas, das sie schlimmer dünkt als eine Lärmbelästigung.

Die Texte sind sehr direkt formuliert und zuweilen auch mal etwas salopp. Da ist beispielsweise die Rede von enttäuschten englischen Schnecken, weil in Cotswolds Rittersporn nicht gedeiht, eine Pfingstrose erhält das Prädikat „Wahnsinn“ und man liest von Gartengeschenkplagen oder von Spinnenblumen, die sich wie Zicken gebärden. Und wenn Sie nächstes Mal an ihrer Kornelkirsche herumschnipseln, denken Sie einfach an einen Coiffeurbesuch – Stufenschnitt heisst das Zauberwort. Kennen Sie den Ausdruck „Fingerfäule“ (finger blight)? Es handelt sich dabei um das unerlaubte Stibitzen von Samen, Samenständen und Stecklingen. Dies ist kein Kavaliersdelikt. Die Autorin appelliert an die Vernunft der Gartenliebhaber, denn es lässt sich unschwer ausmalen, was für Folgen eintreten, wenn sich jeder Gartenbesucher ein auch nur kleines Souvenir gönnt.

An einer Stelle empfiehlt Gabrielle Pape, die verblühten Sterndolden (Astrantien) im Herbst abzuschneiden. Bei der Lektüre dieses Hinweises wunderte ich mich ein wenig darüber und fand ihn offen gestanden sogar ziemlich überflüssig. Nun – nach einer Runde Jäten – habe ich meine Meinung aufgrund eigener Erfahrung angepasst. Meine Astrantien, bis anhin eher kümmerlich und in keiner Weise auch nur annähernd so beeindruckend in ihrer Erscheinung wie jene Pflanzengruppen am Naturstandort am Klöntalersee auf einer Wanderung im letzten Jahr, haben sich tatsächlich dazu entschlossen, sich auszubreiten. Sie erscheinen nun nicht nur in der Wiese sondern auch in den Plattenfugen des Sitzplatzes. Und da mein Versuch mit Lupinen vorletztes Jahr ein totaler Reinfall war, werde ich es nun wohl mal mit den von Pape empfohlenen Westmoreland-Lupinen versuchen. Sehr gefreut hätte ich mich vor ein paar Jahren, wenn die blaue Glyzinie, die ich eigentlich als weisses Exemplar gekauft hatte, plötzlich weiss geblüht hätte; ein Phänomen das gemäss einer Antwort auf eine Leseranfrage ab und zu vorkommt.

Ein überaus intelligentes und liebevoll illustriertes Lesebuch, das auf dem Fachwissen und den langjährigen persönlichen Erfahrungen der Autorin basiert. Die Liebe zum Gärtnern zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch und überträgt sich auf den Leser.

Hier noch ein letzter Tipp von Gabriella Pape: Kopieren sie ihre Kolumne und verblüffen Sie bei ihrem nächsten Besuch im Gartencenter den Gärtner mit ihrem Wissen und terrorisieren sie ihn damit. Der Schreibstil von Pape erinnert mich übrigens an die legendären Kolumnen von Vita Sackville-West, deren Texte ich mir immer wieder gerne als Pendlerlektüre zu Gemüte führe.

Gabriella Pape:
Alles, was Sie schon immer übers Gärtnern wissen wollten
Callwey Verlag, 2012

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One thought on “Gabriella Pape: Alles, was Sie schon immer übers Gärtnern wissen wollten

  1. Am 4. Maiwochenende bei kühlem und regnerischem Wetter fand zum 3. Mal das „Gartenfestival – Park und Schloss Branitz” im hiesigen Park des Fürsten Pückler statt. Auch die Königliche Gartenakademie Berlin-Dahlem hatte dort ihren Stand und Frau Gabriella Pape war selbst vor Ort. Seitdem besitze ich ein signiertes Exemplar von „Alles was ich schon immer übers Gärtnern wissen wollte“. Zu dem Zeitpunkt kannte ich die „Sofagärtnerin“ und deren Blog noch nicht. Darauf bin ich erst bei der Suche nach den Kolumnen der Frau Pape gestoßen.
    Umso mehr hat mich dann die Besprechung des Buches erfreut, die sich mit meinen Empfindungen deckt. Mir sind vor allem auch die Praxiserfahrungen wichtig. Was tut man gegen die Kirschfruchtfliege? In den Veröffentlichungen der Zeitungen, Bücher u.a. liest man: färben sich die Kirschen gelb sollte man Gelbtafeln aufhängen. Das hilft zwar nicht wirklich, aber man kann die Heftigkeit des Schädlingsbefalls erkennen!!
    Frau Pape geht die Sache etwas gründlicher an und empfiehlt, die Bekämpfung bereits vor der Blütezeit zu beginnen. Es wäre also auszuprobieren.
    Vermutlich haben wir in diesem Jahr aber keine Probleme mit der Kirschfruchtfliege. Soweit ich weis können die nicht schwimmen.

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