Das Wort „Gartenschätze“ im Buchtitel weckt schon einmal hohe Erwartungen in der Leserin. Und, dies sei gleich vorab verraten, diese werden auch erfüllt. Aus ursprünglich 180 Vorschlägen wurden schliesslich die hier nun vorgestellten 70 Gärten ausgewählt und in die Publikation aufgenommen. Die Bild- und Lesereise führt durch die sieben Bezirke Bayerns, von welchen jeweils zwischen sechs und zwölf Gartenschätze im Buch portraitiert werden – von Unter-, Mittel- und Oberfranken, Oberpfalz über Schwaben bis Ober- und Niederbayern.
Ein Bibelgarten in Regen, ein Skulpturengarten mit Bronzeriesen in Erlangen, der kürzlich hier bereits erwähnte botanische Privatgarten Krasemann in Thalmässing, das Felsenlabyrinth Luisenburg in Wundsiedel, das Rosarium Nördlingen, der Galerie- und Kunstgarten Nusser in Freywang, der botanische Garten in Regensburg – die Palette der vorgestellten Grünanlagen ist ebenso umfang- wie abwechslungsreich. Auch Schlossparks, Lehr-, Kloster- und Museumsgärten finden sich unter den grosszügig mit aussagekräftigen Fotos illustrierten Portraits. Die Texte geben einen informativen Einblick in die bayrische Gartenkulturgeschichte, in der sich hortikulturelle Spuren aus den verschiedensten Epochen entdecken lassen.
Das Bewundern der alpinen Pflanzenschätze auf dem Schachen beispielsweise muss erst verdient werden. Der Aufstieg zur „Filiale“ des Botanischen Gartens von München dauert je nach gewähltem Weg und vorhandener Kondition etwa drei bis vier Stunden. Als Belohnung lassen sich Edelweiss und blauer Scheinmohn aus nächster Nähe betrachten und vom Aussichtspavillion aus der Panoramablick ins Reintal.
Der Therapiegarten der Laufer Mühle in Adelsdorf hat nicht nur den Zweck, psychische und physische Heilkräfte der Patienten zu mobilisieren, er spricht besonders auch die Seh- und Geruchssinne der Besucher an. In den verschiedenen Themengärten lassen sich immer wieder Kunstobjekte aus der eigenen Schreinerei, Schlosserei und der Kreativwerkstatt entdecken, die den unverwechselbaren Reiz der Anlage mit Rosarium, Obstgarten usw. unterstützen, und die natürlich auch gekauft werden können.
Der ganzjährig geöffnete Bibelgarten in Regen erzählt an 25 Stationen von speziellen Bibelstellen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Ein Rundweg führt durch ein Tor direkt ins Paradies, wo auf einem Apfelbaum bereits eine Schlange sitzt und darauf wartet, den Besucher zum Genuss der verbotenen Früchte zu verführen. In diesem Themengarten lassen sich die Bibelkenntnisse auffrischen und vielleicht fühlt sich der eine oder andere Besucher auch inspiriert, im heimischen Garten ein gleiches oder ähnliches Symbol in die Gartengestaltung zu intergrieren.
Die einzelnen Gartenportraits informieren den Leser unter dem Titel „Garten-Details“ über Öffnungszeiten und genaue Adresse. Pro Bezirk findet sich eine Karte im Buch, damit sich auch der geografisch eher unkundige Leser, zu der auch die Sofagärtnerin zählt, über die genaue Lage der Gärten ein Bild machen kann. Eingeschobene Themen zu den Begriffen Kurgarten, Freilandmuseum, Botanischer Garten, Landschaftspark, Klostergarten, Stadtgarten, Schlossgarten und Arznei- und Heilpflanzengarten erklären die Aufgaben dieser Institutionen und vermitteln Details zur Geschichte aus gärtnerischer Sicht. Im Serviceteil sind Hinweise zu Parkplatzangebot, Rollstuhlgängigkeit, Verpflegungsmöglichkeiten und Internet-Adressen für weitergehende Informationen sowie eine Literaturliste aufgeführt. Da ein Register fehlt, muss das Inhaltsverzeichnis genügen, um zu einem späteren Zeitpunkt rasch wieder eine gesuchte Stelle zu finden.
Ein prächtiger Bildband, der sich insbesondere als Reiseführer für die Vorbereitung von Besuchen von grünen Anlagen im Freistaat eignet und unweigerlich Lust macht, den einen oder anderen Garten in Natura zu betrachten. Oder vielleicht gleich eine Gartentour quer durch Bayern zu planen. Es muss ja nicht immer England sein … Dieses Buch hat übrigens verdientermassen den Gartenbuchpreis 2012 in der Sparte „Bester Gartenreiseführer“ gewonnen.
Konstanze Neubauer:
Gartenschätze in Bayern – 70 Parks und private Gärten zum Entdecken und Geniessen
Callwey Verlag, 2012
©2012
Mir war bzw. ist die Grosszahl der Gärten und Parks unbekannt. Dafür ärgere ich mich im Moment etwas darüber, dass ich bereits in der dritten Neuerscheinung über verschiedene Gärten auf den Garten Ploberger stosse. Der ist zwar unbestrittenermasen beeindruckend – aber als Leserin finde ich es doch etwas langweilig, wenn ich immer wieder auf die gleichen Gartenportraits stosse …
LG
Bei mir war die Enttäuschung groß, dass überwiegend altbekannte öffentliche Gärten und Parks behandelt wurden und daher nichts Neues für mich dabei war.
Private Gärten – möglichst noch nicht in diversen Gartenreiseführern vorgestellt – hätten mich viel mehr interessiert.
Viele Grüße von Renate