Der Historiker Selim Ersoy findet bei seiner Rückkehr von einer Gastprofessur in Ankara eine tote junge Frau in seiner Wiener Wohnung, in deren Schulter eine tropfenförmige Tulpe eingeritzt ist. Die Tote arbeitete zu Lebzeiten als Model und Performancekünstlerin und nannte sich „Lale“, was auf Türkisch Tulpe bedeutet. Als Tatwaffe wurde ein Kopftuch aus der Kollektion des Berliner Modedesigners Aslan benutzt, dem Bruder von Selim Ersoy.
Auf den Fall wird die 38jährige Ermittlerin Gina Sonnenfels angesetzt, die früher selber als Designerin tätig war. Im Roman spielen botanische Details immer wieder ein Rolle, etwa in Form des Logos des Modedesigners und von Blumenerde unter den Zehennägeln des Mordopfers oder der Leser erfährt, dass die Tulpe selber als Symbol für Leben, Fruchtbarkeit und wahre Liebe gilt und das Wort Lale als Anagramm für den Namen des Schöpfers. Haben Sie gewusst, dass die gehäkelten Borten von Kopftüchern eine Bedeutung haben? Violette Hyazinthen stehen für ein verliebtes Mädchen, während eine Frau, deren Mann im Ausland tätig ist, wilde Rosen trägt. Weiter kommen im Buch ein Blumenfest und eine Auszeichnung mit dem Namen „Berliner Tulpe“ vor und nicht zuletzt züchtet eine tulpenverrückte Operettensängerin selber ihre Lieblingsblumen und gibt ihnen Namen wie „Die Knospe des Schahs“, „Herzenssucherin“ oder „Lichtspenderin“.
Diese botanischen Hinweise sollen aber keine falsche Fährte legen. Im Buch sind sie doch eher nebensächlich, während beispielsweise Neureligion ein grösseres Thema ist. Und in erster Linie gilt es ja auch herauszufinden, welche Rolle der Bruder des Opfers und ihr Liebhaber, der Teppichhändler Hans Meier, in diesm Fall spielen.
Mit der zwischen Berlin und Wien pendelnden souverän ermittelnden Gina Sonnenfels wurde ich nicht richtig „warm“. Bedenklich und ärgerlich fand ich vor allem die wiederholt erwähnte Kombination von vermuteter Schwangerschaft und gleichzeitigem Einwerfen von grösseren Mengen an Schmerzmitteln. Aber glücklicherweise handelt es ich ja nur um ein Buch …
Sabine Scholl:
Tödliche Tulpen
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, 2011
©2012