Karine von Rumohr: Männer und ihre außergewöhnlichen Gärten

Nach «Blumenfrauen und ihre aussergewöhnlichen Gärten» versucht Karine von Rumohr in ihrem zweiten Bildband innert Jahresfrist nun herauszufinden, ob Männer anders gärtnern als Frauen. Bereits im Vorwort verrät sie ihre Erkenntnis aus intensiven Gesprächen mit den achtzehn im Buch portraitierten Gärtnern. Sie konnte weder bekannte Klischees zementieren noch widerlegen. Bei den portraitierten Männern kommen nämlich weder technische Hilfsmittel besonders häufig zum Einsatz noch wird weniger als bei Gärtnerinnen auf detailgetreue Bepflanzung geachtet und selbstverständlich erschöpft sich ihr Tätigkeitsgebiet nicht auf das Anfeuern des Grills und das Schieben des Rasenmähers.

Philipp Huthmann beispielsweise kann nichts mit Gartendekoration anfangen, aber er mag Symbole, wie den Steinpfeil, den er vor seinem Teich platziert hat. Das Objekt soll den Blick vom Boden weg in die Bäume hinauf locken. Das 13‘000 Quadratmeter grosse Grundstück des passionierten Pflanzensammlers, der auch offen zugibt, Pflanzen zu stibitzen, ist aber nicht nur Richtung Himmel, sondern auch in tieferen Ebenen und in Erdnähe eine genaue Betrachtung wert. In rund vierzig Jahren hat Huthmann im kühlen Allgäuer Klima ein umfangreiches Gehölz- und Staudensortiment zusammengetragen und er hat seine Gartenwelt in Bereiche wie „Alpen“, „Südfrankreich“ oder japanisch und chinesisch inspirierte Räume aufgeteilt. In seinem Garten stehen sogar Spezialitäten wie die Franklinia alatamaha und die Stewartia pseudocamellia sowie verschiedene Orchideen-Raritäten.

Von Berufs wegen gärtnert Klaus Jentsch. Der Staudengärtner hat schon als Kind Pflanzen gesammelt. Ins Buch hat er Aufnahme gefunden, weil er als Schneeglöckchenliebhaber annähernd 200 verschiedene Sorten zusammengetragen hat. Im Portrait erfahren wir, dass er keineswegs zu den Romantikern untern den Galanthophilen gehört. Das wirtschaftliche Interesse steht im Vordergrund, lässt sich aber erfreulicherweise hervorragend mit der enormen Schneeglöckchen-Vielfalt kombinieren.

Der Garten von Hans-Jörg Gensch gleicht einer Spezialitätengärtnerei. Wo man hinschaut, fällt der Blick auf Semperviven. Versammelt sind diese in 6‘000 Töpfen, alle ordentlich etikettiert und auf Hochtischen stehend oder in Schalen und Trögen, die den Weg säumen. Gensch ist ausserdem Moderator einer eigenen Internet-Plattform, wo er sich virtuell mit rund 250 Gleichgesinnten austauscht, die sich beispielsweise gegenseitig im Identifizieren der häufig nur schwer zu unterscheidenden Hauswurz-Schönheiten unterstützten.

Die vorgestellten Gärten sind ebenso verschieden wie ihre Gärtner. Der eine hat um die 9‘000 Duftrosen des englischen Züchters David Austin in seinem parkähnlichen Garten, während sich ein anderer über das Romantisieren rund um Rosen nervt und von Mörderrosen spricht, die in seinem Garten die Wurfanker nach oben auswerfen. Ein Dritter empfindet die Dynamik der Entwicklung von Stauden und die Selbstaussaat als eine Art von Kunst, ein weiterer Gärtner präsentiert ein aufgeräumtes grünes Reich und wieder andere träumen davon, ihre Visionen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Neben den bereits im Text namentlich erwähnten Männern werden folgende Gärtner portraitiert: Stephan Aeschlimann Yelin, Roland Doschka, Horst Forytta (Der Garten von Marihn), Justus Franz, Landgraf Moritz von Hessen, Godehard Graf von und zu Hoensbroech, Sepp Holzer (Permakultuer im Tauerngebirge), Mathias Hoyer (Aceretum), Thomas Kimmich, Fernando José de Mascarenhas Marquês de Fronteira, Georg Möller und Achim Weitershagen (Link zu meiner Buchvorstellung über den Oehndorf-Garten), Jörg Pfenningschmidt, Jörg Stellmacher, Dr. Tomas Tamberg (Iris- und Hemerocallis-Zürchter) und Hans-Dieter Warda. Natürlich wird man als Leserin und Leser kaum restlos mit der Auswahl der aussergewöhnlichen Gärten und ihrer Schöpfer einverstanden sein und vermisst vielleicht den einen oder anderen Gärtner. Nichtsdestotrotz ein sehr schönes und überaus informatives (Weihnachts-)Geschenk für den Buchgärtner, das verschwenderisch mit Fotos von Alex Killian illustriert ist. Und falls Sie nach der Lektüre von «Männer und ihre aussergewöhnlichen Gärten» Lust auf mehr Lesefutter über gärtnernde Männer haben: im Februar 2012 erscheint das nächste Buch zum Thema («Sein Garten» von Stefan Leppert).

Karine von Rumohr:
Männer und ihre aussergewöhnlichen Gärten
Christian Verlag, 2011

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