Carolina Fantoni verfügt über eine übersprudelnde Fantasie. Schon seit längerer Zeit spürt sie, dass ihr Augenlicht schwindet und hat begriffen, dass sie in Kürze vollständig erblinden wird. Weder ihre Eltern noch ihr Verlobter Pietro schenken ihrer diesbezüglichen Eröffnung Glauben sondern glauben an eine Ausgeburt von Carolinas Fantasie. Nur ihr Jugendfreund Turri nimmt sie ernst. Und zwar nicht nur in dem Augenblick, wo er auf einer Wiese liegend Regen in seine Augen prasseln lässt, bis er selber für ganz kurze Zeit nichts mehr sehen kann.
An Carolinas siebtem Geburtstag hat sie seinerzeit von ihrem Vater einen See geschenkt bekommen und ihre Liebe zur Abgeschiedenheit entdeckt. Täglich ist sie am Ufer anzutreffen und an der Verkleinerung der Seegrösse kann die junge Contessa das Fortschreiten ihrer Augenkrankheit abmessen und abschätzen.
Kurz nach der Hochzeit verliert Carolina den letzten Sehrest und auch ihr Mann Pietro kann diese Tatsache nicht mehr ignorieren. Die Contessa findet es sehr rasch ermüdend, ihren an ständige Bewunderung gewöhnten Ehemann alleine bei Laune zu halten und seinen Kummer über ihren Verlust des Augenlichts zu mindern. Die junge Frau flüchtet sich in ihre Träume. Doch plötzlich eröffnet ihr der Tüftler Turri mit einem Geschenk völlig unerwartet neue Welten: er hat ihr eine Schreibmaschine gebaut, auf welcher sie selbständig korrespondieren kann. Noch ohne Farbband, aber mit zwei Blättern, von welchen das eine mit Russ beschichtet ist und durch den Anschlag der zierlichen Hämmer eine Spur auf dem unteren Blatt hinterlässt.
Neben ihren Träumen findet Carolina hauptsächlich Trost in ihren nächtlichen Treffen mit Turri an ihrem See. Kann er sie überzeugen, ihr jetziges Leben wie eine Hülle abzustreifen und mit ihm zusammen, der sich als Schreibmaschinenbauer verdingen will, neu anzufangen?
Hortikulturell gibt es nicht übermässig viel zu berichten. Immer mal wieder werden Zitronen erwähnt und es ist auch mal die Rede von Äpfeln, Pflaumen und Rosen, die auf Zitronenbäume gepfropft worden sind. Es wird aber nicht weiter darüber berichtet, wie das Experiment ausgegangen ist. Carolinas Vater gärtnert gerne und der Familiengärtner beklagt sich über die unmögliche Forderung, im Schatten von Zitronenbäumen ein Blumenparadies heranziehen zu können. Hingegen erlaubt das Buch einen Einblick in die Geschichte der Erfindung der Schreibmaschine. Gemäss meinen Nachforschungen im Internet kann diese Erfindung aber keiner bestimmten Person zugeschrieben werden, da an unterschiedlichen Orten verschiedene Tüftler erste Schreibmaschinen hergestellt haben.
Carey Wallace:
Die blinde Contessa und ihre Maschine
Bloomsbury Verlag Berlin, 2011
©2012