Die eigensinnige junge Arztwitwe Celestina wird 1601 von ihrer Mutter zu Verwandten, der Familie Bertolucci, nach Padua geschickt. Begleitet wird sie von ihrer Stiefschwester Arcangela. Die an diversen Krankheiten leidende Tante Marta Bertolucci hofft, mit Hilfe ihrer Nichte Celestina endlich gesund zu werden. Gleich bei Ankunft der Schwestern in der mittelalterlichen Universitätsstadt werden die beiden Frauen Zeuginnen einer Prügelei und erfahren bei dieser Begegnung vom tiefen Hass zwischen den Familien Bertolucci und Caliari.
Celestina möchte zwar die Hintergründe dieser Feindschaft erfahren, ihr Hauptinteresse gilt aber ihrem Ziel, an der Universität Medizin zu studieren. Anfang des 17. Jahrhunderts ist Frauen der Zugang zu akademischer Bildung verwehrt. Aus diesen Gründen befinden sich unter den Gepäckstücken von Celestina nicht nur dicke medizinische Folianten ihres verstorbenen Mannes, sondern auch Männerkleider. Die junge Frau erfindet einen Bruder und benützt dessen Identität, um zum Studium zugelassen zu werden.
Doch dieses Versteckspiel bleibt nicht lange unentdeckt und Celestina sieht sich gezwungen, gewisse Bedingungen zu erfüllen, damit sie ihr Geheimnis vorerst wahren kann. So soll sie ausspionieren, wie es dazu kommt, dass die Anatomie der Universität Padua plötzlich fast ständig über genügend Leichen verfügen kann. Gleichzeitig passieren im Hause von Celestinas Verwandten merkwürdige Dinge. Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zwischen diesen Vorkommnissen? Natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz in diesem historischen Roman und die Erzählung erlaubt einen detaillierten Einblick in die medizinische Ausbildung vor rund fünfhundert Jahren.
Heilkräuter und Giftpflanzen spielen im Buch eine wichtige Rolle. Vor allem Onkel Ludovico Bertolucci widmet sich täglich mit grosser Leidenschaft dem Gärtnern. Er versorgt das Spital mit Heilpflanzen und träumt davon, exotische Gewächse an ihrem Naturstandort betrachten zu können. Gelegentlich finden Vorlesungen direkt im ältesten botanischen Garten der Welt statt.
Charlotte Thomas:
Das Mädchen aus Mantua
Lübbe Ehrenwirth, 2011
©2012