Der grosse Staudenzüchters Karl Foerster meinte „Ein Garten ohne Phlox ist ein Irrtum – nein, ein Wahnsinn“. Da mutet es ja beinahe peinlich an, wenn ich gestehen muss, dass auf unserem kleinen Grundstück kein einziger Phlox wächst. Dafür konnte ich kürzlich in der Staudengärtnerei Gaissmayer dem Buch über diese Pflanzen nicht widerstehen und habe mich in den letzten Wochen mit diesen zumindest auf dem Papier beschäftigt. Und vielleicht findet ja gelegentlich doch einmal ein Phlox den Weg in unseren Garten.
Bis vor einem Jahrzehnt konnte auch Birgitte Husted Bendtsen nicht allzu viel mit diesen Stauden anfangen; ihr Herz gehörte den Storchschnäbeln. Den Phlox-Virus hat sie sich an einem Pflanzenmarkt in Westjütland eingefangen und sie hat sich zwischen diesem Ereignis und dem Erscheinen dieses Buches ein enormes Wissen angeeignet, dass sie nun in sympathischer Form weitergibt. Teils basiert ihr Wissen auf Theorie aus antiquarischer Literatur, teils aus ihren praktischen Erfahrungen, denn sie lässt sich Pflanzen aus aller Welt nach Dänemark schicken oder bringt sie von Besuchen in Gärtnereien von weit her nach Hause. Dabei hält sie sich an das Motto von Tony Avent, der jede Pflanze als widerstandsfähig betrachtet, solange er sie nicht selber mindestens dreimal umgebracht hat.
Das Interesse der Autorin gilt aber etwa nicht nur speziellen Blütenfarben oder besonders duftenden Sorten, sie scheut auch keine Mühen, möglichst viele Informationen zu erhalten über Herkunft, Züchter und Namenspatrone. Eben diese Details machen die Lektüre, die kein wissenschaftliches Werk ist, lesenswert und lassen den Leser grosszügig über andere Unzulänglichkeiten (teilweise recht merkwürdige Sätze, vielleicht Übersetzungsfehler?) hinwegsehen. Wir erfahren beispielsweise, dass Alan Bloom in Bressingham Hall wegen Überschwemmungen seine 48‘000 Phloxe gleich mehrmals umpflanzen musste. Oder dass P. paniculata „Marisa“ nach einer Kundin von Dieter Gaissmayer benannt worden ist, nachdem diese vom Züchter unbedingt den Namen des noch „ungetauften“ Sämlings wissen wollte, während Ilse Köcher (P. paniculata „Ilse Köcher“) sich diese Anerkennung durch ihr Engagement mit dem Organisieren des Pflanzenmarktes im Freilichtmusem Kiekeberg verdient hat. An anderer Stelle im Buch ist die Rede von „verhaltensgestörtem“ Phlox, von unkooperativen Samen, die fortspringen, wenn man sich nach ihnen ausstreckt oder von Kaninchen, die sich in einem Feld voll blauer Blumen ausgerechnet die einzige weisse Blüte schnappen.
Die Kapitel sind wie folgt gegliedert: Familie und Gattung, Weiteres über Namen, Verwendung, Anpflanzen, Phloxe für das Steinbeet, Phloxe und Schmetterlinge, Vermehrung von Phloxen, Eine Phloxreise nach England, Phloxe in Deutschland, Bei holländischen Züchtern, Alphabetische Liste über Phloxe (über 120 Seiten) mit Adressliste und Stichwortregister.
Birgitte Husted Bendtsen:
Phlox – Phloxe für den Garten
Forlaget Geranium, 2009
©2012