Unter obigem Titel hat die Kulturhistorikerin Karen Meyer-Rebentisch die Geschichte der Lübecker Kleingärten und Kleingärtner in Wort und Bild veröffentlicht. Diese bildet die Entwicklung über eine Zeitspanne von rund hundert Jahren ab und zeigt auf, wie die Nachfrage nach Parzellen parallel zur wirtschaftlichen Situation und Bevölkerungswachstum verläuft.
1903 entstand die erste Kleingartenkolonie mit Pachtflächen von rund 300 m2, drei Jahre später kam eine weitere dazu, in welcher „Pflanzblätze“ von rund 1000 m2 gepachtet werden konnten. Diese beiden Anlagen bildeten den Anfang des Lübecker Kleingartenwesens. Wer Pachtland ergattern konnte, was in Jahren mit grosser Nachfrage vom Auslosungsglück abhängen konnte, musste oft strenge Regeln einhalten. Gemüseanbau war vorgeschrieben und es galt Buch zu führen über die Aussaat, Ausbringung von Dünger und den Ernteertrag. Die übernommene Scholle war oft kein eigentliches Kulturland, sondern es handelte sich um festgelagerten Boden mit viel Unkraut, der in mühseliger Arbeit erst urbar gemacht werden musste.
Mit dem Aufschwung der Wirtschaft nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Stadt Lübeck an allen Ecken und Enden und etliche der Kleingartenkolonien und ihre Lauben, welche in schweren Zeiten auch als Wohnräume gute Dienste geleistet hatten, wurden zulasten von Strassen oder anderen Geländeüberbauungen plattgewalzt.
Neben der ausführlich dokumentierten Entwicklungsgeschichte erfährt der interessierte Leser in verschiedenen Geschichten und Portraits Anekdoten aus dem Leben rund um die Laube. Es geht ums (nicht immer harmonische) Zusammenleben Parzelle an Parzelle, um ökologische Betrachtungen oder um die Verwendung von Ertragsüberschüssen. Und last but not least sind die tollen Fotos in beeindruckender Qualität nicht zu vergessen! Vom 16. Januar 2011 bis 31. Juli 2011 findet übrigens im Museum für Natur und Umwelt in Lübeck eine Ausstellung mit dem gleichen Namen wie der Buchtitel statt.
Die verschiedenen Erwähnungen von Kleingärten, die Sportstätten oder Häusern weichen mussten, haben mich an die ehemaligen Pünten (CH-Dialektausdruck für Schrebergärten) auf dem Gelände des heutigen Erlebnisparks Technorama erinnert. Zwischen der Räumung der Gärten und Baubeginn bin ich seinerzeit mit Schwester und Nachbarskindern durch die verlassenen Parzellen gestreift. Dabei konnte das eine oder andere Pflänzlein gerettet werden. In etlichen Gärten war Rhabarber in Hülle und Fülle zurückgelassen worden. Diese Gelegenheit liessen wir uns nicht entgehen und haben diesen teilweise direkt vor Ort in grösseren Mengen gegessen. Dabei haben wir leicht mehr als eine kleine Überdosis erwischt. Jedenfalls habe ich viele Jahre lang keinen Rhabarber mehr angerührt. Inzwischen wird aber auch in der Küche der Sofagärtnerin während der Saison dieses Gemüses regelmässig Rhabarber-Wähe gebacken, während andere, die damals dabei waren, immer noch konsequent auf diesen Genuss verzichten…
Karen Meyer-Rebentisch / Hrsg.: Grüner Kreis Lübeck e.V.
Lust auf Laube und Liebstöckel – Lübecker Kleingartengeschichte(n)
Lübeck Verlag Karen Meyer-Rebentisch, 2010
Buchbestellungen und Leseprobe auf http://www.luebeck-verlag.de
Webseite der Autorin: http://www.gemuese-info.de/
©2012