Auf dem Gelände eines ehemaligen Exerzierplatzes baut sich Konrad Zeller nach dem 2. Weltkrieg gegen viele Widerstände mit seinem Wissen, seiner Weitsichtigkeit und viel harter Arbeit eine neue Existenz auf – eine Baum- und Pflanzenschule. Schon seit über dreissig Jahren ist der durch eine Kopfverletzung etwas einfältige Ich-Erzähler Bruno Zellers fleissiger und loyaler Helfer, bleibt aber dennoch über alle Jahrzehnte hinweg ein Aussenseiter.
Die Erzählung wechselt jeweils unvermittelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Leser bleibt zunächst im Unklaren, was es mit der drohenden Entmündigung Zellers und einem Schenkungsvertrag auf sich hat. Bruchstückweise erfährt man von den schweren Aufbaujahren, vom zunehmenden Erfolg, erlebt mit, wie die Familie wächst und zu Wohlstand und Ansehen kommt und schliesslich fügen sich alle Informationsteilchen zu einem Puzzle.
So ganz nebenbei vermittelt die Lektüre einen aufschlussreichen Einblick in die Tätigkeiten in einer Baumschule, man liest von Okulier- und Kopuliermessern, Hippen, Amboss- und Papageienschnabelscheren und über die unterschiedlichen Auswirkungen vom Genuss von Samen aus Nadelholzzapfen oder von Spirea und Magnolien. Es wäre bestimmt interessant zu erfahren, woher Siegfried Lenz sein detailliertes diesbezügliches Wissen hat – beim Googeln habe ich leider keine entsprechenden Informationen finden können.
Siegfried Lenz:
Exerzierplatz
Deutscher Taschenbuch Verlag, 1989 / 7. Auflage 2009
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