Fritz Gaertner ist ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Der verwitwete Pensionär ist ausserordentlich geizig und tyrannisch. Und er ärgert sich über seine beiden Söhne, die mit über dreissig Jahren im Leben noch nichts erreicht haben, zudem seiner Ansicht nach die falschen Frauen geheiratet haben und nicht einmal fähig sind, ihm seinen Wunsch nach Enkelkindern zu erfüllen – ignorierend, dass seine Tochter gerade das vierte Kind erwartet und er nicht gerade als besonders kinderliebender Grossvater bezeichnet werden kann. Mit seinen Freunden heckt Fritz eine Wette aus. Und zwar sollen seine Söhne für ein halbes Jahr die Partnerinnen tauschen. Die Gärtnerin Olivia zieht zu ihrem Schwager Oliver in die Designerwohnung, während die attraktive und tüchtige Evelyn zu Stephan in die alte Gärtnerei zieht, die nur als mehrbessere Ruine bezeichnet werden kann. Als Preis winken den Ehepaaren je 1 Million Euro.
Erzählt wird die auf den ersten Blick ziemlich absurde Geschichte von Olivia in der Ich-Form. Sie hat zusammen mit ihrem Mann Stephan vor eineinhalb Jahren ein ziemlich heruntergekommenes Wohnhaus samt Gärtnerei gekauft und dafür einen immens hohen Kredit aufgenommen. Damit die Schuldzinsen pünktlich bezahlt werden können, muss die gelernte Staudengärtnerin widerwillig akzeptieren, dass palettenweise Begonien ins Sortiment aufgenommen werden. Diese finden dann beinahe reissenden Absatz und bescheren der Gärtnerei erstmals einen Ertragsüberschuss (im Cent-Bereich). Für die Abzahlung der Schulden reichen aber ein paar verkaufte Topfpflanzen nicht aus, und so ist ziemlich schnell klar, dass die lukrative Wette mit all ihren unangenehmen Bedingungen angenommen werden muss.
Besonders witzig ausformuliert sind die gelegentlich eingeschobenen Kurzzusammenfassungen zur Familien-Seifen-Oper über die Gaertners. Neben dem Einblick in die Gärtnerei-Arbeit erfährt die Leserin auch einiges über die Produktion einer TV-Gartensendung. Und vielleicht hat Fritz ja gar nicht so unrecht mit seiner Meinung, dass seine Söhne die falschen Frauen geheiratet haben…
„Ein unmoralisches Sonderangebot“ gibt es übrigens auch als Hörbuch. Die blitzblanken roten Gartenstiefel und das ungebrauchte Gartenwerkzeug, die auf dem Umschlag abgebildet sind, liessen mich vermuten, dass Gärtnern vielleicht ein Thema im Buch sein könnte. Ich habe während der Lektüre immer wieder laut lachen müssen – dieser Roman ist eine köstliche Entdeckung mit mehr als nur einer Prise Buchsbäume, Stauden und Begonien.
Kerstin Gier:
Ein unmoralisches Sonderangebot
Bastei Lübbe, 2004 (10. Auflage 2010)
©2012
Ihr Buch-Beschrieb tönt so gut, dass ich am liebsten sofort angefangen hätte zu lesen, schade, dass sich Bücher noch nicht aus dem PC materialisieren (richtige Bücher, e-books sind nicht so mein Fall)