Die früheren Bücher von Renate Hücking (*) gehören zu meinen Lieblingstiteln. Die Autorin ist für mich gewissermassen ein Garant für gut recherchierte interessante Lektüre über Pflanzenjäger. Nachdem sich meine ersten Befürchtungen zerstreut haben, dass es sich bei „Die Beute der Pflanzenjäger“ um eine überarbeitete Ausgabe des fast gleichnamigen früheren Buches handelt, konnte ich mich umso begeisterter in die Neuerscheinung vertiefen.
Wer gerne als „Armchair Gardener“ in einem der vielen verschiedenen Bücher über die Abenteuer der Pflanzenjäger schmökert, wird unweigerlich feststellen, dass sich die Geschichten immer wieder wiederholen. In diesem Buch sind nun auch Portraits von weniger bekannten Persönlichkeiten wie David Noble und Gerda Nissen vertreten, die Ende des 20. Jahrhunderts auf der Suche nach grünem Gold unterwegs waren.
Vielleicht sind Ihnen in einem Gartencenter oder einer Gärtnerei schon einmal Pflanzen mit der Bezeichnung „Wollemia nobilis“ aufgefallen. Ein junger Australier namens David Noble hat im September 1994 im Wollemi-Nationalpark einen bis dato nur aus Versteinerungen bekannten Nadelbaum entdeckt. Im Kapitel „Der Traum aller Pflanzenjäger – David Noble entdeckt den Dinobaum“ erfährt der Leser genaueres über diesen sensationellen Fund und die notwendigen Bemühungen, um die kleinen ursprünglichen Bestände zu schützen. Die ersten 292 Exemplare des nachgezüchteten Bestandes haben 2005 bei einer Versteigerung einen Erlös von rund einer Million Australischen Dollars eingebracht.
Ein wunderschöner Rosenstrauss soll die Journalistin und leidenschaftliche Gärtnerin Gerda Nissen (1929 – 1999) dazu verführen, ihre Skepsis gegenüber Rosen abzulegen und für einen Freund Ordnung in 250 Rosenstöcke bringen, die dieser von einer aufgelassenen Gärtnerei gekauft hat. Die Verlockung erfüllt ihren Zweck und als Gerda Nissen im Sommer 1975 zufällig eine Rose mit dicht gefüllten, porzellanrosafarbenen Blütenköpfen entdeckt, ist sie völlig vom Jagdfieber angesteckt und aus der Hobbygärtnerin wird eine Pflanzenjägerin. Auf der Suche nach neuen Schätzen durchstreift sie vorwiegend mit dem Velo die norddeutsche Provinz und wird auf Friedhöfen ebenso fündig wie an Telegrafenmasten und wagt sich sogar an einen dicht bewachsenen Wall, der von sechs Jungbullen bewacht wird.
Zwischen diesen beiden Portraits erzählen weitere spannende Kapitel von den Beutezügen von Hatschepsut, Engelbert Kaempfer, John und William Bertram, Reinhold und Georg Forster und Josef Franz Rock.
Renate Hücking:
Die Beute der Pflanzenjäger
Piper Verlag, 2010
(*)„Pflanzenjäger“, „Oasen der Sehnsucht“ und „Süchtig nach Grün“ – alle zusammen mit Kej Hielscher verfasst und bei Piper erschienen
©2012