Mögen Sie die „Briefkasten-Spalten“ in Zeitschriften und Zeitungen? Ich werfe fast in allen Printmedien, die ich konsumiere, einen Blick auf die Fragen. Die Antworten lasse ich gewöhnlich aus, da ja meistens mit ein wenig gesundem Menschenverstand sowieso klar ist, wie diese ausfallen. Und falls ich die Repliken doch lese, nur um festzustellen, ob ich richtig lag. In Gartenzeitschriften beschleicht mich zudem oft das Gefühl, dass die Fragen nicht aus dem Leserkreis kommen, sondern von der Redaktion so zusammengeschustert werden, dass ein neues Produkt beworben werden kann.
Bonnie Thomas Abbott hat ein ganzes Buch mit solchen (fiktiven) Fragen gefüllt. Radical Prunings – A Novel of officious advice from the Contessa of compost“ lautet der Titel. Das ist doch langweilig? Dann lassen Sie sich während der vorwiegend amüsanten Lektüre vom Gegenteil überzeugen. Darin inklusive sind eine Menge Gartentipps.
Das Buch ist eine nach Monaten geordnete Sammlung von Newslettern mit dem Titel „Radical Pruning“, welche die Gärtnerin Mertensia Corydalis regelmässig herausgibt. Im ersten Teil dieser Kurzbriefe schreibt sie über ihren Garten, ihre Angestellten oder ihren Ex-Mann Norton Doyle und was sie sonst gerade beschäftigt. Darauf folgt der Question-and-Answer-Teil.
Fragen zu allen botanischen Themen sind wilkommen, ausser solche betreffend Rasen. Letztere machen Miss Corydalis sozusagen rasend. Die Kompost-Prinzessin liebt es, die Fragesteller mit ihren Problemlösungsvorschlägen zu brüskieren. Da wird beispielsweise unverblümt empfohlen, endlich das „Gehirn einzuschalten», zur Rettung der Seele das Haus zu verkaufen oder alle Zucchettis aus dem Garten zu verbannen, damit einem der Freundeskreis während deren Erntezeit nicht aus dem Weg geht. Und falls Sie schon immer wissen wollten, was für Leute Gärten besuchen, die im Rahmen von „Offener Pforte“ oder ähnlich lautenden Programmen zu besichtigen sind, hier ein Teil der Ansichten von Corydalis:
-Einsame Leute, die eine Gelegenheit für Gespräche suchen
-Schnüffelnde Leute, die einen Blick ins Haus werfen wollen
-Zufällig vorbei kommende Leute, die rasch ins Bad müssen.
Bonnie Thomas Abbott:
Radical Prunings
Emmis Books, 2005
©2012