Die Kunsthistorikern Elke von Radziewsky vermittelt in diesem Buch einen Überblick über von führenden Landschaftsarchitekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gestaltete Hausgärten. Bei diesen Hausgärten handelt es sich naturgemäss zu einem grossen Teil um fast parkähnliche Anlagen, bei welchen für die Gestaltung das nötige Kleingeld wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt. Dies ist kein Grund neidisch zu werden, auch (Laien-)Gärtner, die sich mit kleineren Flächen begnügen müssen oder dürfen und sich eine professionelle Gestaltung durch einen Landschaftsarchitekten nicht leisten können, finden in diesem Band Ideen, die sich auf kleinere Parzellen übertragen und umsetzen lassen.
Nach dem Inhaltsverzeichnis folgt eine mehrseitige Einstimmung zum Thema „Hundert Jahre Hausgarten“. Darin geht es von den Folgen eines gewonnenen Gartenwettbewerbes anno 1907 über den Einfluss des schnellen Wachsen der Grossstädte im 19. und 20. Jahrhundert auf die Gartenlust in Europa bis zum momentan stattfindenden Umschwung in der Bewertung der Hausgärten.
Titel wie „Tulpe spielt Theater“ und „Spatz und Krieger“ oder „Der Garten ist ein Fass ohne Boden“ machen den Leser zusammen mit den beeindruckenden Fotos neugierig auf die auf rund 200 Seiten verteilten Portraits. Diese werden durch detaillierte Pläne ergänzt.
Die Gärten sind so unterschiedlich wie die Gestalter. Da gibt es einen, in welchem der Boden mit Kalbsknochen gepflastert ist und auf einer als Pferdeweide benutzten Blumenwiese Hainbuchen-Hecken in Form von Tortenstücken verteilt sind. Im Beitrag „Sommerblumenweg zur Küche“ wird ein Garten vorgestellt, wo an ein Gewächshaus einer ehemaligen Gärtnerei eine Schlafzelle angebaut worden ist, da die Masse des früheren Arbeiterhauses auch für zwei Personen als Wohnung zu klein waren.
Nach den Gartenportraits folgen Steckbriefe der Landschaftsarchitekten und ihrer Büros mit Angaben zu Anzahl Mitarbeiter, wichtigen Arbeiten und Stil. Interessant sind die Hinweise über Anteile der pro Jahr gestalteten Hausgärten im Verhältnis zu anderen Aufträgen. Leider fehlt ein Register, welches ein kurzes Nachschlagen doch enorm vereinfachen würde.
Kürzlich habe ich an dieser Stelle ein Rezept von Paul Bocuse erwähnt. Vor längerer Zeit (1993!) hatte ich dieses aus der Zeitschrift „Beobachter“ herausgerissen und das Rotkraut-Gericht hat seit damals einen Stammplatz in unserer Herbst- und Winterküche. Jenes Rezept war damals von einem (mir persönlich nicht bekannten) Leser und Gärtner aus „meiner“ Stadt eingeschickt worden. Bei der Lektüre des Buches „Moderne Gärten“ hatte ich nun sozusagen ein Treffen mit einem alten Bekannten. Auf das Portrait aus dem hiesigen Landschaftsgartenbetrieb war ich natürlich sowieso neugierig. Die Angaben wie Name, beruflicher Hintergrund, Wohnort sowie das abgebildete Foto weckten Erinnerungen wach und ich kramte das inzwischen arg zerfledderte Rezept hervor. Und siehe da, aus dem «Rezept-Einsender“ von Anfang der 90er Jahre ist inzwischen ein bekannter Landschaftsarchitekt geworden.
Elke von Radziewsky:
Moderne Gärten
Callwey Verlag, 2009
©2012