Der Engländer Ben lernt an der Frankfurter Buchmesse die Slowakin Katka kennen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten möchten sich die beiden näher kennenlernen und Ben fährt im Anschluss an die Messe mit Katka in ihre Heimat. Während dieser Tage in der Slowakei müssen die beiden etliche kulturelle Missverständnisse überwinden, die Beziehung wird aber weitergeführt. Die Geschichte dümpelt etwas vor sich hin und der Leser erfährt beispielsweise, dass im Osten die Bananen anders geschält werden als in England.
Zuhause verdient Ben sein Geld als Cartoonist und widmet seine ganze Freizeit den Schneeglöckchen, die seinen Garten zur Blütezeit in eine umwerfende weisse Pracht verwandeln. Dazu gehört das Ersteigern von Zwiebeln im Ebay, Chatten in Galanthus-Foren sowie das Besuchen von Schneeglöckchen-Anlässen (die Nettetaler Schneeglöckchen-Tage werden übrigens auch erwähnt). Eine ältere Freundin, Lady Cherington, die ebenfalls den Schneeglöckchen verfallen ist, steht kurz davor, ihr Haus und ihren Garten räumen zu müssen, weil ihr Mann das gesamte Vermögen verspekuliert hat. Ben und Katka möchten unbedingt verhindern, dass diese einmalige Schneeglöckchen-Kollektion auseinanderfällt.
Sie selber haben zwar (noch) keine herbstblühenden Schneeglöckchen, zählen sich aber doch schon zu den Galantophilen? Dann hätte ich Ihnen diesen Roman gerne als perfekte Überbrückung der Wartezeit und als Einstimmung auf die nicht mehr so weit entfernte Hauptblütezeit ihrer Gartenschätze empfohlen. Leider sind meine Erwartungen an die Lektüre dieses Buches nicht ganz erfüllt worden.
Auf den ersten zwei Dutzend Seiten hatte ich gar das Gefühl im falschen Film zu sitzen bzw. Im falschen Buch zu lesen (falsches Buchseiten in Umschlag gebunden – alles schon vorgekommen…). Der Autor hat in diese Erzählung Schneeglöckchen, Liebesgeschichte, ein bisschen Komödie und internationale Drogengeschäfte gepackt. Mir fehlte der rote Faden und die Spannung kam auch zu kurz. Mühsam fand ich es, mich durch Katkas nicht perfekte Englisch-Kenntnisse lesen zu müssen.
Martin Baxendale ist selber Cartoonist und hat in seiner Backlist Titel wie „Ihr neues Baby – Gebrauchsanweisung“, und die saloppe Art, wie solche Bücher geschrieben sind, lässt sich auch in diesem Roman nicht verleugnen. Der Autor ist ausserdem selber leidenschaftlicher Schneeglöckchen-Sammler und, wie sich im Internet mit wenigen Klicks leicht herausfinden lässt, auch in einschlägigen Foren von Gleichgesinnten anzutreffen. Welche anderen Themen aus der Erzählung wohl sonst noch autobiographisch sind?
Martin Baxendale:
The Snowdrop Garden
Silent but Deadly Publications, 2009
©2012