Schrebergärten, in der Schweiz auch „Pünten“ genannt, erfreuen sich zur Zeit einer grossen Beliebtheit und die Nachfrage nach einem Stück Land auf Pacht ist oft höher als das Angebot. Vom Glück auf solchen Mietparzellen erzählt der Garten- und Landschaftsarchitekt Stefan Leppert im reich illustrierten Buch „Paradies mit Laube“. Der gelernte Gärtner beackert selber ein 500m2-Grundstück in einer kleinen Anlage. Für die Recherchen zu seiner neuen Publikation hat er zwei Sommer lang Kleingärten querbeet durch Deutschland besucht und dabei Informatives und Unterhaltsames zusammengetragen über jene Gärtner, denen der Ruf anhaftet, die Giftspritze zu grosszügig einzusetzen und engstirnige Spiesser zu sein.
Die ersten Kapitel befassen sich mit der Geschichte der Kleingärten und den dahinter stehenden Organisationen. Ein Ausschnitt aus einem hundertjährigen Tagebuch gibt einen Einblick über verschiedene Sorgen und Nöte. So beklagt ein Eintrag von 2007, dass jüngere Mitglieder keinen Gemeinschaftssinn aufweisen, während 1938 einem Pächter die Parzelle wegen Unkraut gekündigt wurde.
Weitere Beiträge handeln beispielsweise von Kunst und Kultur oder Modelleisenbahnen im Schrebergarten, von Gartenzwergen und von dem Aufruhr, den die Übernahme des Vorsitzes eines Kleingartenvereins durch einen Türken verursacht hat. Auch Stadtplanung und bedrohten Anlagen sind ein Thema. Es wird darüber berichtet, dass eine hundertjährige Kleingartenanlage bzw. das Land, auf welcher sich diese befindet, verkauft werden soll, um eine anderswo anscheinend nötige (Luxus-)Lärmschutzanlage zu finanzieren. In all diesen Hintergrundgeschichten kommen selbstverständlich auch die Schrebergärtner selber nicht zu kurz. Die portraitierten Gartenfreunde scheinen im übrigen durchaus sympathisch und vernünftig zu sein.
Den Abschluss der interessanten Lektüre bildet eine Utopie über den Schrebergarten im Jahr 2035. So sollen dann zumal Kleingartenanlagen die preisgünstigsten Altenheime im Freien sein und Kleingarten-Mitglieder erhalten von der Krankenkasse einen Rabatt auf ihre Beiträge. Lassen wir uns überraschen …
Dieses Buch hat mir ebenso gut gefallen wie Lepperts Titel „Hinter meiner Hecke – Gartenarchitekten zeigen ihre Gärten“, während mir das letztjährige Buch „Zwischen Gartengräsern – Wolfgang Oehme und seine grandiosen Gärten in der Neuen Welt“ in etwas weniger positiver Erinnerung geblieben ist. In der an und für sich sehr interessanten Biographie, war mir der Gräserpapst zu mustergültig dargestellt.
Stefan Leppert:
Paradies mit Laube – Das Buch über Deutschlands Schrebergärten
Deutsche Verlags-Anstalt, 2009
©2012