Die englische Gärtnerin und Verfasserin von „The Genus Rosa“ Ellen Willmott lebte ungefähr zur gleichen Zeit wie Gertrude Jekyll. Mehr als 60 Pflanzen sind nach ihrem Heim Warley Place benannt. Als junge Frau hat sie ein grosses Vermögen geerbt, welches sie grosszügig ausgab, so dass bei ihrem Lebensende nicht mehr viel übrig war. Berühmt-berüchtigt war ihre Marotte (quasi „Guerilla-Gardening-mässig“), Samen von Eryngium giganteum in Gärten zu verstreuen, die sie besuchte. Diese Pflanze wird in England deshalb auch Miss Willmott’s Ghost genannt.
Rund um Ellen Willmott und Warley Place hat John Cannell eine fiktive Geschichte mit zwei Erzählsträngen geschrieben. 1918, kurz nach dem 1. Weltkrieg: Ellen Willmott hat wegen finanziellen Schwierigkeiten fast ihr gesamtes Personal inklusive Gärtner entlassen müssen. Jacob, ein Schweizer der ursprünglich nur für den alpinen Garten zuständig war, muss deshalb sein Beschäftigungsfeld erweitern. Doch wegen mangelnder körperlicher und finanzieller Unterstützung schafft er es kaum, auch nur einen Teil des ursprünglichen Gartens einigermassen zu pflegen. Da erhält er unverhofft Hilfe.
Ellen Willmott nimmt einen jungen Mann in Warley Place auf. Dieser ist im Krieg mit seinem Flugzeug abgestürzt und hat wegen einem Gedächtnisverlust absolut keine Erinnerungen mehr an sein Leben vor dem Absturz. Er weiss weder wie er heisst, noch wo er herkommt. In Warley Place übernimmt er die Restauration der Mauer im „Walled Garden“ und interessiert sich für die vielen, teils sehr seltenen Pflanzen im Garten. Und plötzlich kann er sich auch wieder an einzelne Ereignisse aus seinem früheren Leben erinnern. Darunter sind unerträglich schreckliche Erinnerungen …
Anfang 2000: Donald ist seit kurzem pensioniert. Seine Ehe mit Susan steckt im Moment in einer Krise, da er mit sich und seiner vielen freien Zeit nicht viel anfangen kann. Ein Freund schlägt ihm vor, sich einer Gruppe anzuschliessen, welche ehrenamtlich die Umgebung von Warley Place in Schuss hält, das inzwischen ein Naturreservat ist. Entgegen seinen Erwartungen findet Donald Befriedigung in seiner neuen Aufgabe, welche hauptsächlich im Ausbessern der stark beschädigten Mauer des „Walled Gardens“ besteht. Bei einem seiner Einsätze findet er zwischen zwei Backsteinen versteckt ein kleines Päckchen mit einem handgeschriebenen Büchlein. Zielstrebig macht er sich daran, die im Laufe der Jahrzehnte verwitterten und inzwischen fast unlesbaren Einträge zu entziffern.
Das Buch enhält viele historische und botanische Details und am Schluss endet die Geschichte des Piloten doch nicht genau so, wie man bereits zu wissen geglaubt hat. Nun freue ich mich schon auf die Fortsetzung dieses Buches (The Walnut Tree), die mir der Autor demnächst zustellt und werde mich demnächst in die Biografie von Audrey le Lièvre über Ellen Willmott vertiefen.
John Cannell:
The Wall – A Warley Place Novel
Eigenverlag, 2007